Mündelheim.

Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht für Duisburg: In Uerdingen wird nun doch kein Kohlekraftwerk errichtet. Aber die Sache hat einen Pferdefuß: Das stattdessen nunmehr geplante Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) soll mit 1,2 Gigawatt elektrischer Leistung stattliche Ausmaße annehmen.

Klaus Lippert, der sich auf Seiten des Bürgervereins jahrelang mit dem Kraftwerksprojekt beschäftigt hat, reagierte gestern zweigeteilt: „Ja zum GuD, das ist die richtige Entscheidung. Nein zu den Dimensionen. Das ist zu viel.“

Trianel heißt der Investor, ein Zusammenschluss mehrerer deutscher Stadtwerke. Er wollte ursprünglich in Uerdingen ein 750-Megawatt-Kohlekraftwerk errichten, stieß damit aber auf Widerstand in der Bevölkerung. Die Nachbarstädte fürchten die davon ausgehende Umweltverschmutzung. Vergeblich stritten sie bislang für ein GuD-Kraftwerk, das weniger umweltbelastend ist.

Überraschend vollzog Trianel jetzt den Schwenk, obwohl schon seit Anfang des Jahres bei Trianel umstritten ist, dort weiter auf Kohle zu setzen. Noch in diesem Jahr, so verlautete bei Trianel, solle der Antrag auf das GuD-Kraftwerk gestellt werden. Ein Sprecher gab als Hauptgrund Zeitdruck an. Bis 2017 müsse die Anlage am Netz sein, da dann zwei alte Kohlekessel im Chempark abgelöst werden müssten. Sie stammen aus den 1960er Jahren. Mit dem Bau des Kohlekraftwerks wäre man nicht so schnell gewesen. Kohlekraftwerke sind wegen ihres hohen CO2 -Ausstoßes politisch zudem schwer durchsetzbar geworden.

Klaus Lippert machen vor allem die Dimensionen des geplanten GuD-Kraftwerks Sorgen: „Die planen jetzt demnach zweimal 600 Megawatt“, sagt er. „Das bedeutet einen unglaublich hohen Anfall an Prozesswärme“, die dann ungenutzt in den Rhein gehe. Optimal sei, sie zusätzlich zu nutzen. Das erst, so Lippert, ergebe die gewünschten hohen Wirkungsgrade von über 90 %.

So viel Energie werde, ist er sicher, wird in der Umgebung aber gar nicht benötigt. Die Kritiker hatten deshalb als Alternative zum 750-Megawatt-Kohlekraftwerk ein GuD-Kraftwerk mit maximal 300 Megawatt Leistung gefordert. Für den vor Ort bestehenden Bedarf sei das völlig ausreichend. „Das können auch zwei Blöcke werden“, sagt Klaus Lippert. Denn GuD-Kraftwerke seien wartungsaufwändiger. So könne immer ein Block zur Wartung abgeschaltet werden, ohne dass Bayer auf die nötige Prozesswärme verzichten müsste.

Die großen Dimensionen, die jetzt geplant seien, sagt Lippert, verfolgten demgegenüber nur den Zweck, Strom nach Süddeutschland oder in die Schweiz verkaufen zu können. Dafür aber dürfe man sich am Niederrhein nicht hergeben. „Der Dreck bleibt doch bei uns.“ Lippert hielt zwei wesentliche Argumente gegen das GuD-Kraftwerk nie für stichhaltig: Es gebe keine langfristigen Lieferverträge für Erdgas und folglich sei keine langfristige Kreditfinanzierung möglich. Trianel habe aber auch schon Gaskraftwerke gebaut, sagt er.