Serm.

Die Telekom hat im Ort größere Probleme, Kunden schnelle Internet-Leitungen zur Verfügung zu stellen, als bislang angenommen. Klaus Hellwig von der Dorfstraße wartete über 16 Monate darauf.

Seit 1992 wohnt der Lehrer in Serm, hat im Hinterland der Dorfstraße gebaut. 2003 wechselte er zu Vodafone. Dort stand ihm eine 2000er-Datenleitung zur Verfügung, die 2000 kbits pro Sekunde überträgt. Da ein Nachbar über eine 50 000er-Datenleitung ver­fügt, die Vodafone nicht anbieten kann, ging Hellwig Ende 2009 auf das Angebot der Telekom ein, zu wechseln, gab sich aber mit VDSL 25 000 zufrieden, also mit 25 000 kbits pro Sekunde.

Klaus Hellwig verwaltet die Internetseite der Gesamtschule Süd. „Mit 2000 kbits“, sagt er, „dauert es endlos lange, Bilder hochzuladen.“ Im Dezember 2009, berichtet er, habe ihm die Telekom bestätigt, VDSL ginge jetzt. Vodafone sollte gekündigt werden, die neue Leitung ab Februar 2010 stehen.

Da Hellwig seine alte Telefonnummer behalten wollte, beauftragte er die Telekom damit, bei Vodafone zu kündigen. „Die Kündigung hätte im Januar erfolgen müssen“, sagt er. Als die Telekom ihm Anfang 2010 nach und nach die nötigen Anschlussgeräte zuschickte, wähnte er sich auf der sicheren Seite. Allerdings galt seine Sorge einem reibungslosen Übergang zwischen beiden Anbietern. Er fragte nach. „Und da hieß es dann plötzlich bei der Telekom, Vodafone würde sich nicht melden, und bei Vodafone hieß es, die Telekom habe den Wechsel noch gar nicht angezeigt“, erzählt er.

Wer Klaus Hellwig die Suppe eingebrockt hat, könnte nur Akteneinsicht erhellen. Vodafone behauptet, dass der Auftrag, die alte Rufnummer mit zur Telekom zu nehmen, erst am 17. März 2010 dort vorlag. „Er hätte bis zum 28. Januar vorliegen müssen“, so ein Vodafone-Sprecher. Daraufhin verlängerte sich der Vodafone-Vertrag von Hellwig um ein weiteres Jahr. „Die Verantwortung für die Verlängerung der Kündigungsfrist beim vorherigen Anbieter weisen wir zurück“, heißt es dazu bei der Telekom. Dreimal, so Pressesprecherin Katja Werz, habe man Vodafone den Wechsel gesendet und keine Rückmeldung erhalten. Ohne Rückmeldung aber habe man nicht handeln können.

Im Nachhinein ist Klaus Hellwig froh, dass er ein weiteres Jahr bei Vodafone blieb. Dabei hatte er einen Rechtsanwalt damit beauftragt, die Verantwortlichkeiten zu klären. „Auch ihm wurden jedoch keine schriftlichen Belege zur Verfügung gestellt“, sagt er. Am Ende habe der Anwalt geraten, klein beizugeben. Bei einem Streitwert von rund 600 € hätte der Anwalt für Klageschrift, Gerichtstermin und vorherigen Schriftwechsel gerade einmal 120 € Honorar bekommen. Jedenfalls behielten die Hellwigs ihre 2000er Leitung. Und als sie im Februar 2011 zur Telekom wechselten, stand nach ein paar Tagen Unterbrechung lediglich eine 1000er-Leitung, halb so leistungsfähig, wie die von Vodafone, also noch langsamer.

Ungezählte Stunden verbrachte der Sermer daraufhin in der Warteschlange der Telekom-Hotline, bemühte weiter seinen Anwalt. „Es hieß, ich würde in Schritten auf VDSL 25 000 hochgeschaltet“, sagt er. Aber das geschah nicht. Am 28. März schließlich schrieb ihm die Telekom, aus dem schnellen Anschluss bei ihm werde vorerst nichts: „Leider ist derzeit an Ihrem Wohnort noch keine entsprechende Leitung verfügbar“. Der Sermer schäumte vor Wut, fühlte sich hereingelegt.

In den Osterferien warb ein Telekom-Vertreter Klaus Hellwig an der Haustüre wieder für VDSL, behauptete weiter, das sei an der Dorfstraße verfügbar.

„Man ist machtlos“, sagt der Kunde, „erhält keine vernünftigen Auskünfte“, kom­me auch an höhere Verantwortliche nicht heran. „Ich hab’ sogar angeboten, die Techniker selbst zu bezahlen“, sagt er.

Allerdings habe die Telekom ihm den Rücktritt vom Vertrag angeboten und auch noch nichts abgebucht, auch deshalb vermutlich, weil eine Bonuszahlung erst noch verrechnet wird. Die erhöht sich jetzt wegen der widrigen Umstände, wie Katja Werz mitteilt. Bei der automatisierten Auftragsannahme hätten sich minimale Abweichungen in den Da­tensatz eingeschlichen, weshalb der Buchungsprozess nicht fehlerfrei durchgelaufen sei. Wieso das erst nach der Presseanfrage herauskommt, nicht aber nach den zahlreichen Beschwerden des Kunden selbst, erklärt sie nicht. Zum 1. Juli sollte es mit VDSL endlich klappen. Und Hellwig bestätigte das jetzt auch, dass er endlich auf die schnelle Leitung umgeschaltet worden ist.

Bei der Verbraucherzentrale in Düsseldorf reagiert man auf die Verzögerung der Telekom auch hilflos, rät zum Rücktritt vom Vertrag. DSL 1000, das sei definitiv eine mangelhafte Leistung, heißt es. Auch könne man wohl wettbewerbsrechtlich ge­gen die Telekom vorgehen: irreführende Werbung. Das müsste aber im Einzelfall geprüft werden. Eine strafrechtliche Bewertung, ob gar Betrug oder versuchter Betrug vorliegt, wagt man dort nicht. Bei der Staatsanwaltschaft Bonn, am Sitz der Telekom, liegen keine entsprechenden Anzeigen vor.