Bissingheim.
Da waren die Viertklässler der Grundschule Hermann-Grothe-Straße in ihrem Element, als sie am Donnerstag unter Anleitung von zwei Polizisten Autofahrer anhalten und für ihr Verkehrsverhalten benoten durften.
Denn die Stadt führt zur Zeit auf jedem der insgesamt fünf im Stadtgebiet barrierefrei ausgebauten Plätze Verkehrssicherheitsaktionen durch. Den Auftakt machte vor Wochen Großenbaum (wir berichteten). Am Dienstag war man am Altmarkt in Hamborn.
Helmut Simmes, Verkehrssicherheitsberater der Polizei, und Georg Puhe vom Technischen Dezernat der Stadtverwaltung war klar: Zwischen Hamborn und Bissingheim liegen auch vom Verkehrsverhalten her Welten. Auf dem Dorfplatz gab es praktisch keinen Autofahrer, den man an diesem Morgen ernsthaft hätte ermahnen müssen, weil er zu schnell fuhr. Dabei hatten die Kinder Flugblätter parat, auf denen sie mit einem Stempel festhielten, welche Benotung sie einem Autofahrer für sein Fahrverhalten gaben. Es wurden nur Einser und Zweier vergeben.
Eine Eins bekam nur, wer vorbildlich, also im Schritttempo von maximal sieben km/h, an Schule und Dorfplatz vorbei fuhr. Wer bis elf km/h, also darüber, lag, konnte die Bestnote nicht mehr bekommen.
„Ich weiß, dass Viele sehr schnell fahren“, erklärte Lehrerin Silke Ibels, die die Schüler beaufsichtigte. Außerdem sei unglücklich, dass die Straße Am Brunnen über den Dorfplatz gerade vor der Schule in die Hermann-Grothe-Straße einmündet. Aber: „Durch die Markierung auf der Fahrbahn ist es schon viel besser geworden.“ Erst kürzlich waren unübersehbar große Piktogramme mit dem Verkehrsschild „Spielstraße“, also Schrittgeschwindigkeit, aufgetragen worden.
Auch Wolfgang Gebhard vom Bürgerverein und CDU-Ratsfrau Brigitte Parlo waren zu der Aktion gekommen. Parlo hoffte allerdings vergeblich darauf, dass ein junger Mann in einem älteren weißen Mercedes den Kontrolleuren „ins Netz“ gehen würde. Er soll mit 40 bis 50 km/h durch den verkehrsberuhigten Bereich brettern.
Der schlimmste Raser fuhr 19 km/h
Während Bezirksbeamter Horst Huhnholz von der Polizei von der östlichen Fahrbahnseite aus, also in Fahrtrichtung Norden, ein Auto nach dem anderen anhielt, damit die Kinder in Aktion treten konnten, gab es vom Dorfplatz, also von Westen aus, am Lasergerät des Ordnungsamtes wenig zu tun. Auch dort lagen Schüler „auf der Lauer“, um Raser zu erwischen. Aber: „Der schnellste Autofahrer ist mit 19 km/h gemessen worden“, hieß es. Da auch noch drei Kilometer Toleranz abgezogen werden, hätte aber auch dieser Autofahrer keine Verwarnung bekommen. Das geschieht erst ab 20 km/h aufwärts.
„Will man deutlich darunter bleiben, muss man praktisch mit Standgas fahren“, klärt uns ein städtischer Ordnungshüter auf. Langsamfahren will also gekonnt sein.