Dann sind die Rahmer Jungschützen nicht weit. Eine Schwenkerin berichtet über ihr Hobby

„Wie, du bist bei den Schützen? Ich habe ja keine Ahnung davon, aber ich kann mir dich wirklich nicht mit einer Waffe vorstellen!”, erwidert meine neue Brieffreundin auf mein Geständnis. Ich verstehe sie. Viele wundern sich darüber. Ich bin 1,70 Meter groß, habe volle dunkelblonde Haare und eine normale Figur - also relativ wenig von älteren Herrschaften, die auf Holzvögel schießen. „Wir sind nicht so, wie du dir Schützen vorstellst”, antworte ich. „Schießen gehört zwar schon dazu, hauptsächlich aber sind wir Fahnenschwenker.” Damit beginnt mein wohl längster Brief aller Zeiten . . .

Ich erkläre ihr, dass die landläufige Vorstellung vom „typischen Schützen” grundsätzlich falsch ist. Viele denken an oben genannte Personen, die einmal im Jahr durch das Dorf laufen, um danach den Bierwagen zu entern. Und das ziehen sie das gesamte Wochenende durch. Nein! Das wäre auch nicht gerade das, was meine Eltern gern über mich hören möchten. Trotzdem lassen sie mich im Verein. Seltsam? Nö. Denn, was die Jugendabteilung der Schützen macht, wird gerne ausgeblendet. Das Bild von alkoholisierten Menschen ist da ein Hirngespinst. Eine Fiktion mit Tradition. Oder zumindest nicht die Regel.Die Jungschützen sind anders.

Lesen Sie jetzt die große Enthüllungsstory: Schützenverein - die Wahrheit! Augen auf und durch: Mittwoch, 16.30 Uhr, Pfarrheim Duisburg-Rahm. Langsam trudeln alle ein. Die Musikanlage wird rausgeschleppt, jeder trägt ein paar Fahnen nach draußen. Sobald die Musik angeht, ist das für alle das Zeichen „Los geht’s!”. Zuerst mit dem Lied: „When you say nothing at all”. „Mit diesem Bild werden unsere Kleinen dieses Jahr beim Bundesjungschützentag im Synchronschwenken antreten”, verrät Melanie Zimmermann, die Jungschützenmeisterin. Was für ein Tag?

„Alle Jungschützen aus den historischen Bruderschaften kommen an einem bestimmten Wochenende und Ort zusammen. 2009 vom 16. bis 18. Oktober in Gemünd. Das ist der BJT.” Dort finden dann Meisterschaften statt, auf denen wir in den letzten Jahren gut abgeschnitten haben. 2007 in Ostenland wurden wir völlig unerwartet Dritter, 2008 in Emmerich sogar Zweiter! Und dieses Jahr fahren wir - wie übrigens auch die Fahnenschwenker aus Mündelheim und Buchholz - in dieEifel,um Erster zu werden.

Ist das nicht schwer?„Beim Schwenken sind schon ein paar Griffe schwierig. Man braucht etwas Kraft. Aber beim wöchentlichen cirka zweistündigen Üben trainiert man die Arme ja ständig!”, lacht Jasmin (12). „Und sonst müssen wir einfach an uns glauben. Die Meisterschaft ist schließlich das Schönste im ganzen Schützenjahr”, so Maurice (10). Doch der BJT ist nicht die einzige Haltestelle auf unse- rem Weg zu bekannten Fahnenschwenkern. Unser Ziel, uns sportlich weiterzuentwickeln, rückt sehr nah, wenn man den Termin danach bedenkt: Die Landesmeisterschaften in Wegberg. Da hoffen wir natürlich auch auf einen guten Platz.

Schließlich haben wir unser altes Programm umgekrempelt: neue Bilder für aktuelle Musik entwickelt, Sprünge und Würfe trainiert, bunte Fahnen gekauft - und vor zwei Wochen spontan an der RTLSendung „Das Supertalent 2009” teilgenommen. Mit neuem Programm und Robbie Williams’ „Let me entertain you” ging es zum Vorcasting im Theater am Marientor. Ob wir weiter sind, wissen wir noch nicht, glauben aber daran! Das letzte Bild ist unser Abschlussbild. Zu dem Song „Australia” werden Bretter gehoben, kleine Schwenker stehen auf den Schultern der Großen, alles umrahmt von fliegenden Fahnen.Wennman selber mitmacht, ist es toll. Als Zuschauer noch besser.