Wedau.

Zwei Angler sitzen am seit drei Stunden am Wasser. Da sagt der eine zum andern: „Beißt heute nichts“. Eine Stunde später antwortet der andere: „Sind wir hier zum Angeln hergekommen oder zum Quatschen“. Angler müssen so manchen dummen Witz über sich ergehen lassen - wahrscheinlich, weil der Nicht-Angler sind einfach nicht in Psyche eines Hobbyfischers einfühlen kann. Egon Fritzke trägt’s mit Fassung. Gelassenheit ist schließlich die höchste Angler-Tugend.

Egon Fritzke gehört zum SFV Wambachseen, der an diesem Samstag, 4. Juni, sein 50. Jubiläum feiert. Morgens nach dem Frühstück packt Fritzke seinen Hackenporsche und fährt mit dem Einkaufswägelchen zum Masurensee. Dort wirft er dann seine Angel aus und hofft auf reichen Fang. Vier, fünf Stunden später, wenn es Zeit wird, zum Mittagessen nach Hause zurückzukehren, hat er manchmal drei, vier Brassen oder Karpfen im Eimer, und manchmal gar nichts.

„Nicht so wichtig“, sagt Egon Fritzke. Er angelt, um zu angeln - und nicht, um die Speisekarte zu bereichern. „Unter den Anglern an der Sechs-Seen-Platte gibt es ‘ne ganze Menge Leute, die rühren keinen Fisch an“, weiß Fritzke. Er selbst schwärmt allerdings für deftig eingelegte Rotaugen und einen leckeren Zander, den seine Ehefrau vorzüglich zuzubereiten weiß.

Die Frauen sind traditionell für die Fischküche zuständig. Dem Reiz des Angelns erliegen vorwiegend Männer. In der 50-jährigen Vereinsgeschichte des SFV Wambach seen taucht nicht eine einzige Frau als Mitglied auf.

Spötter behaupten, Angler angeln, um sich ihren Frauen zu Hause zu entziehen. „Mir geht es um die Natur, das wird nie langweilig“, versichert Erwin Piplack. Wenn er am Ufer sitzt oder mit seinem Ruderboot auf den Masurensee rausfährt, beachtet er die Vögel und Insekten ringsum. Besonders der Eisvogel am Wambachsee hat’s ihm angetan. „Der hält sich seit fünf, sechs Jahren immer an der gleichen Stelle auf. Mittlerweile haben das auch ein paar Fotografen spitz gekriegt.“

Das Prickelnde bleibt neben aller Naturbeobachtung, wenn ein Fisch anbeißt. Selbst wenn man ihn anschließend wieder ins Wasser schmeißt, weil er zu klein ist, und deshalb nicht gefangen werden darf oder weil er zu groß ist, und nicht mehr schmeckt, so wie ein 30 Kilo schwerer Karpfen.

Wer angeln will, braucht als erstes einen Fischereischein. „Das ist ein Führerschein fürs Angeln“, erklärt Vereinskamerad Heinrich Schumacher. Und den bekommt man erst nach bestandener Prüfung in Theorie und Praxis. „Dazu muss man eine ganze Menge wissen, zum Beispiel über die verschiedenen Fischarten und Fangmethoden, die Laichzeiten und Naturschutzbestimmungen.“

Zusätzlich muss sich jeder, einen Angelschein besorgen. „Vereinsmitglieder zahlen für die Sechs-Seen-Platte 40 Euro im Jahr“, so Schumacher. Einen Teil des Geldes verwendet der Sportfischerverband, um jährlich neue Fische einzusetzen. „Von Aal bis Zander schwimmt bei uns alles rum“, erzählt Erwin Piplack. Die Wasserqualität der Sechs-Seen-Platte gilt als ausgezeichnet. „s gibt keine Einleitungen und die Seen sind zum großen Teil von Wald umgeben. Deshalb fühlen sich auch anspruchsvolle Vertreter ihrer Gattung wie Zander und Hecht hier wohl wie der Fisch im Wasser. „Hechte von 1,20 Meter sind keine Seltenheit“, weiß Piplack.

Ob sie anbeißen, ist dennoch Glücksache. Liegt es am Lockmittel? Manche schwören auf Paniermehl, das mit Fischreiheröl vermischt wird, andere auf Mais. Oder ist die Art, die Rute auszuwerfen, entscheidend? „Da hat jeder eine andere Theorie“, sagt Piplack und zitiert einen unter Duisburger Anglern bekannten Spruch: „Weht der Wind von Ost und Nord, lege Deine Angel fort“. Warum, kann er nicht erklären, aber es sei was dran.