Buchholz.

Hohen Besuch hatte das Caritascentrum Süd an der Sittardsberger Allee am Mittwoch: Dr. John Tong, Bischof von Hongkong, ließ sich die Umgestaltung der ehemaligen St.-Nikolaus-Kirche und die Strategien einer schrumpfenden Kirche im Ruhrgebiet erläutern.

Hongkong stellt wie das Ruhrgebiet ein Ballungsgebiet dar. Während die Katholische Kirche bei uns aber auf dem Rückzug ist, ist sie in Ostasien auf Wachstumskurs: Tausende von Menschen aus China und den Nachbarländern streben Jahr für Jahr in die boomende ehemalige britische Kronkolonie. Für sie zu sorgen, hat sich auch die Katholische Kirche dort zu ihren Aufgaben gemacht.

Mit einer ganzen Delegation sind Dr. Tong und sein Generalvikar Dominic Chan, der Verwaltungschef des Bistums, in dieser Woche im Ruhrbistum zu Gast. Von Duisburgs Caritasdirektor Ulrich Fuest ließen sie sich zunächst die allgemeine Lage in der Stadt beschreiben: 13,5 % Arbeitslosigkeit, eine Stadtverwaltung, die ihren Dispo täglich um 180 Mio € strapaziert, um ihre Pflichtaufgaben bezahlen zu können, und nur noch 150 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte statt einst über 200 000. „Die Armut in dieser Stadt wächst.“ Mit 900 Mitarbeitern und ei­nem 40-Mio-€-Etat, der zu 80 % aus staatlichen Mitteln stammt, versucht die Caritas, den sozialen Problemen entgegenzuwirken.

Eva Bittner, Leiterin des Cariscentrums, führte den Bischof und seine Begleiter anschließend durch die neuen Räume. „Wir sind ein Treffpunkt für Menschen jeder Herkunft und aller Religionen“, betonte sie. Auch die Evangelische Kirche führt hier Andachten durch. Es gehe, so Bittner, um Austausch und Beratung und um die Möglichkeit, dabei auch Gott erfahren zu können.

Allerdings mussten die Gastgeber um Weihbischof Franz Vorrath auch einräumen, dass die Katholische Kirche im Bistum an Bedeutung verloren hat. Von 1,5 Mio sank die Zahl ihrer Mitglieder in 50 Jahren auf noch knapp 900 000. „Zu wenige Priester - zu viele Gebäude“, so Vorrath. Da habe man nach langer Überlegung und Diskussion mit den Gemeinden beschlossen, insgesamt 96 Kirchen zu schließen. St. Nikolaus ist eine von ihnen. Die Gäste aus China interessierte, ob es Widerstand dagegen gegeben habe und nach welchen Kriterien man vorgegangen sei. „Es gab mehr Trauer als Widerstand“, warf Caritas-Sozialarbeiter Horst Ambaum ein, der als Privatmann bis zuletzt für den Erhalt von Maria Himmelfahrt Hüttenheim als Kirche gekämpft hat. Der Weihbischof ergänzte, man habe darauf geachtet, weiter in der Fläche präsent zu bleiben und die Gebäude künftig möglichst kirchennah nutzen zu können.

Im Anschluss stellten Caritas-Mitarbeiter die Schulmaterialkammer Süd und ihre Ar­beit mit Zuwanderern in Hüttenheim als erfolgreiche Projekte des Caritascentrums Süd vor.