Hüttenheim.

. In weniger als einem Jahr ist es soweit: dann hat Hüttenheim seinen ganz großen Tag.

Am 3. Februar 2012 wird der ehemalige Arbeiter- und Beamtenstadtteil 100 Jahre alt. Grund genug für die Zeitzeugenbörse Duisburg um Harald Molder, sich auf die Suche nach alten Geschichten, Erinnerungen, Fotos und Dokumenten aus der einhundertjährigen Geschichte Hüttenheims zu machen. Am Freitagabend versammelte sich die Zeitzeugenbörse mit Bürgerinnen und Bürgern aus Hüttenheim und Umgebung im Caritas-Begegnungszentrum Maria Himmelfahrt, um erstmals Erinnerungen aus der spannenden Hüttenheimer Vergangenheit auszutauschen.

„Wir wollen uns den Hüttenheimer Zeitzeugen und ihren Erinnerungen an die Stadtteilgeschichte annehmen“, erklärt Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse Duisburg. Gemeinsam mit seinem Verein und einem Medientechniker aus Großenbaum will der passionierte Heimatforscher Rückblicke auf die Hüttenheimer Geschichte in Form von Fotos und aufgezeichneten Zeitzeugen-Interviews festhalten. Pünktlich zum Ehrentag des Stadtteils im kommenden Jahr sollen diese Erinnerungen dann auf einer Internetseite veröffentlicht werden.

Erinnerungen wie die von Ilse Weber. Mit Tränen in den Augen denkt sie an ihre Kindheit in Hüttenheim zurück. „Wir hatten damals alle Obstbäume in unseren Gärten hinterm Haus“, erzählt sie. „Wenn die Früchte reif wurden, begann eine richtige Obst-Tauschbörse über den Gartenzaun, Pflaumen gegen Birnen.“ Auch Hühner wurden damals in einem kleinen Stall im Garten gehalten. „Natürlich hatten wir Kinder den Hühnern alle Namen gegeben“, erinnert sich Ilse Weber. „Was haben wir geheult, als Emma an der Reihe war, geschlachtet zu werden.“

Neben den Luftangriffen auf ihren Stadtteil und sonntägliches Knicker-Spielen im Innenhof, erinnert sich die gebürtige Hüttenheimerin vor allem an die Zeit, als die ersten türkischen Gastarbeiter in die Siedlung kamen. „Die brachten türkischen Honig und wunderschöne Decken mit. Außerdem waren sie unheimlich freundlich. Unsere türkischen Nachbarn wollten noch nicht einmal, dass meine Mutter die Fenster putzt. Das könne doch ein Sohn der türkischen Familie machen, sagten sie immer.“

Auch Leo Schuhen denkt gerne an die vergangenen Jahrzehnte seines Stadtteils zurück. 50 Jahre lang war er Kirchenmusiker der katholischen Kirchengemeinde, erlebte den Abriss der alten Kirche und den Neubau von Maria Himmelfahrt, der „größten Baustelle im Bistum Essen“.

Für Schuhen wie für viele andere Hüttenheimerinnen und Hüttenheimer ist die inzwischen geschlossene aber unter Denkmalschutz stehende Kirche ein ganz besonders Gotteshaus. „Nach den Änderungen des vatikanischen Konzils konnten wir die Kirche nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten, weniger konservativ als alte Kirchen.“ Noch heute habe das Gebäude eine enorme Ausstrahlungskraft. „Und die Kunst in Maria Himmelfahrt war oft wertvoller als manche Predigt.“

Bis zur Hundertjahrfeier im kommenden Jahr will sich die Zeitzeugenbörse nun ausschließlich mit der Hüttenheimer Geschichte befassen. „Dieser Stadtteil hat sich in den letzten 100 Jahren so sehr verändert“, sagt Heimatforscher Molder, der selbst in Hüttenheim geboren ist. Und er fügt nachdenklich hinzu: „Früher musste man hier den Dreck noch täglich mit der Kehrschaufel vom Fensterbrett fegen. Die Zeiten sind längst vorbei.“