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Im Lebensmittelbereich sind sie so gut wie ausgestorben, im Blumenhandel gibt es sie noch: die Tante-Emma-Läden, kleine Geschäfte mitten im Wohngebiet. Ein-Frau-Un­ternehmen zumeist, die neben Blumen aller Art auch immer noch Zeit für einen Plausch übrig haben.

„Und nicht zu tief ins Wasser!“ Bevor die Kundin den kleinen Laden in der Albertus-Magnus-Straße verlässt, be­kommt sie noch einen Tipp, wie man Gerbera behandelt, damit sie möglichst lange halten. Für solchen Service sind die Kunden von Rita Kamp bereit, ein bisschen mehr zu zahlen. „Mit den Preisen im Discounter können wir natürlich nicht mithalten“, sagt die Fachfrau. Dafür haben wir im­mer frische Ware und eine große Auswahl“. Der Trend: weg vom Discounter hin zum Fach­handel, den die Gesellschaft für Konsumforschung jüngst herausgefunden hat, ist im Blumenladen allerdings noch nicht angekommen. Im Gegenteil. Es kommt vor, dass ein Kunde sie ausfragt, wie er denn die Palme pflegen muss, die er gestern bei Aldi gekauft hat. Verständlich, dass Rita Kamp nicht begeistert reagiert, wenn sie ihr Fachwissen gratis zur Verfügung stellen soll. Sie ist ausgebildete Floristin, sie weiß, welches Pflanzenschutzmittel geeignet ist, wenn Tiere im Haushalt leben, welche Blumen man kombinieren kann - nie Rosen mit Gerbera, „die einen brauchen viel, die anderen wenig Wasser“.

Neuerdings gibt’s bei Rita Kamp auch Schokolade zu kaufen. Was haben Süßwaren im Blumenladen zu suchen, geht es tatsächlich hin zum Tante-Emma-Sortiment? „Früher haben die Leute viel mehr Blumen mit ins Krankenhaus genommen. Mittlerweile bleiben viele Patienten ja nur noch ein paar Tage auf der Station und da nehmen die Besucher lieber was Süßes mit“, sagt die Blumenhändlerin, die ihren Laden in der Nähe des St.-Anna-Krankenhauses in Huckingen betreibt.

Draußen vor der Tür stehen verschiedene Balkon- und Gar­tenblumen, im Geschäft sind die Vasen gut gefüllt mit Rosen in allen Variationen, bunten Tulpen und gefiederte Nelken, ja selbst Gärtnerschreck ist dabei. Die hübsche orangefarbene Blume heißt übri­gens so, weil sie zum Schrecken der Gärtner, besser gesagt der Blumenhändler, wochenlang hält.

Die Blumen haben oft einen weiten Weg hinter sich. Die Rosen kommen aus Ecuador und Kenia, die Nelken aus Is­rael. Lange Transportwege und damit verbundene Um­weltbelastung seien für die meis­ten Kunden allerdings kein Thema, wenn ja, sollten sie zur Zeit am besten zu Gerbera oder Tulpen aus Holland und vom Niederrhein greifen.

Ute Gartmann, Blumenhändlerin aus Wanheim, kommt gerade vom Friedhof. „Ich bin noch ganz strubbelig“, sagt die burschikose Frau. Sie hatte Schwierigkeiten, das richtige Urnengrab zu finden, um das bestellte Blumenbouquet dort abzulegen. Auch die Wanheimer Blumenfrau ist nicht auf Rosen gebettet. „Hier im Stadtteil müssen die Meisten auf den Euro gucken“. Nicht zuletzt deswegen sind ihre Mini-Sträuße - eine Rose mit Schleierkraut und grünem Beiwerk - der Renner.

Seit vier Jahren betreibt die Floristin, die über 20 Jahre lang in einem Blumencenter am Sittardsberg gearbeitet hat, ihren eigenen Laden an der Ecke Kaiserswerther Straße/Beim Knevelshof. „Wir sind hier auf der Nordseite, das ist ein Vorteil. Ich brauch’ im Som­mer keine Klimaanlage. Die Heizung im Winter bleibt übrigens auch aus. Während die Kunden sich dann über ihren warmen Mantel freuen, kommt Ute Gartmann mit ei­nem Pulli - Hauptsache, die Blumen haben’s kühl.

Ihr Arbeitstag beginnt morgens um 6 Uhr, dann kauft sie beim Großhändler in Oberhausen ein. Nach zwölf Stunden, abends um 18 Uhr, schließt sie ihren Laden ab. Mittags isst sie hinten im Ar­beitsraum, wo sie die Gestecke bindet, einen Happen.

Neuerdings verkauft Ute Gartmann neben Modeschmuck auch Briefmarken. „An den Marken verdien’ ich zwar nichts, aber es kommen Leute ins Geschäft.“ Und nehmen vielleicht doch eine Rose namens „Red Naomi“ für die Liebste mit. Der beste Tag im Jahr ist der Muttertag. Und auch zum Zuckerfest steigt mittlerweile der Umsatz. Vor allem Blumen in den türkischen Nationalfarben rot und weiß sind dann gefragt.