Huckingen. .

Heinrich Pachl hat seine Texte noch kurz vorm Auftritt umgeschrieben, baute die Ereignisse in Japan und die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein. Schließlich erwartet man von einem Kabarettisten Aktualität.

Erst recht, wenn er wie Pachl am Dienstag Abend im Steinhof in einer Vorpremiere sein neues Programm vorstellt.

„Das überleben wir“, so lautet der Titel des Programms und letztlich auch das zuversichtliche Fazit, das der Kölner Wortkünstler trotz aller Katastrophen und Zweifel an der Kompetenz derjenigen, die uns regieren, zieht.

Und diese Zweifel sind massiv. Heinrich Pachl, selbst ernannter Spezialist für vertrauensstörende Maßnahmen, knüpfte sich die bundesdeutsche Regierungsgilde vor. „Wir können einen störanfälligen Reaktor erst dann abschalten, wenn er explodiert ist“, legte er, tief besorgt über die herrschende Fantasielosigkeit, Angela Merkel in den Mund. Der Träger des Deutschen Kleinkunstpreises wirft den Entscheidungsträgern Opportunismus und Entscheidungsschwäche vor. Nichts Neues, aber er verpackte es brillant in Worte: „Ein Pfund einerseits und anderseits und dazu ein Esslöffel sowohl als auch“.

Dass manche Volksvertreter nicht lügen könnten, ist laut Pachl nicht als Indiz für einen letzten Funken Moral in der Politik zu verstehen, sondern sei ein Bekenntnis, dass diese keine Ahnung haben, dass sie schlicht und einfach die Wahrheit nicht kennen.

Steilvorlagen

Natürlich nutzt auch der Mann aus Köln-Nippes – „das ist nicht das, was man sich in Huckingen in den Schrank stellt, sondern ein Stadtteil von Köln“ – die Steilvorlagen, die Karl-Theodor zu Guttenberg, „der Lagerfeld im Feldlager“, Vertretern seiner Zunft in letzter Zeit geliefert hat. Oder Westerwelle. „Die Nockenwelle funktioniert durch Mechanik, die La-Ola-Welle durch Emotion und Westerwelle durch Schwafelei“. Manchmal war der Griff in die Klamottenkiste allerdings zu tief, wenn er „La Fontäne“ hervorkramte oder Johannes Rau. „den Wuppertaler Wanderprediger“.

Als eine echte Herausforderung, auch für die Zuhörer, stellten sich immer wieder die verschlungenen Bandwurmsätze heraus. Etwa zum Thema Sicherheit von Atomreaktoren: „Das ganze ist nur so sicher, wie man sicher ist, dass es sicher ist“. Manchmal musste der Künstler, „Baujahr 43, ein sehr empfohlener Jahrgang“, denn auch seine Gedanken vom Blatt ablesen. Das Publikum sah es ihm nach, schließlich war’s die Vorpremiere, die Premiere wurde gestern Abend in Meerbusch gefeiert.