Buchholz. .

75 Jahre und aktiv wie eh und je: Josef Müller, ein bekannter Duisburger Künstler, malt täglich in seinem Atelier im Künstlerhaus an der Goldstraße. „Deswegen wollten wir auch keine Retrospektive machen, dafür ist Josef Müller noch zu jung“, sagt Uwe Stemmler, Leiter des städtischen Aus- und Fortbildungszentrums an der Lüderitzallee. Bis zum 18. März sind im Treppenhaus des Zentrums aktuelle Arbeiten des Künstlers aus den letzten beiden Jahren zu sehen.

Als Schaufenstergestalter hat der gebürtige Hochfelder gelernt gegenständlich zu malen. Als Künstler wählt er die abstrakte Form. Immer wieder tauchen Kreuze in seinen Bildern auf. „Die haben aber keinen religiösen Hintergrund.“ Sie sind eher als Plus- oder Malzeichen zu verstehen und als rote oder gelbe Farbtupfer in den ansonsten dunklen oder Erdfarbenen Bildern gesetzt.

Seine Arbeiten tragen keine Titel, sondern sind nummeriert. Das große Ölgemälde unten im Erdgeschoss (145-12/10) zum Beispiel ist das 145. Bild, das er im Dezember 2010 gemalt hat. Ein besonders produktiver Monat offenbar, meist entstehen zwei, drei Bilder am Tag, zunehmend Kreide- und Kohlezeichnungen, die zwischendurch nicht trocknen müssen wie die Ölgemälde. „Im Alter werde ich zunehmend ungeduldiger“, erklärt Josef Müller die Abwendung vom Öl.

Der zweifache Vater und Großvater interessierte sich bereits als Realschüler für Malerei, später hat er eine Ausbildung an der Werkkunstschule in Krefeld absolviert. Müller arbeitet spontan. „Ich gehe in die leere Leinwand rein und weiß am Anfang nicht, wie es am Ende aussieht“. Es kommt auch vor, dass er frühere Werke übermalt, weil sie ihm plötzlich nicht mehr ausgewogen erscheinen.

Während Josef Müller malt, hört er oft Musik: Ob die Bilder bei Klassik von Bach und Brahms oder Jazz von Miles Davis oder Ornette Coleman entstanden sind, lässt sich später nicht nachvollziehen.

Der Fan des spanischen Malers Antonio Tapies - was seine Bilder teils auch erahnen lassen - hat in verschiedenen Galerien am Niederrhein und in Holland ausgestellt und war als Mitglied der Duisburger Session mehrfach an der „Großen Kunstausstellung NRW“ in Düsseldorf und im Museum Küppersmühle beteiligt. Auch nach seinem 75. Geburtstag, den er in der vergangenen Woche feierte, denkt er noch lange nicht ans Aufhören.