Mündelheim.

Führt der Verzicht auf die Trinkwasserförderung in Bockum-Wittlaer künftig dazu, dass es im Ort bei Rheinhochwasser überschwemmte Keller gibt? Die Befürchtung hat Rainer Kreh, früher Mitstreiter in der Bürgerinitiative „Die Deich­be­troffenen“.

Kreh ist heute Vorsitzender des Bürgervereins Serm. Die Sorge gilt aber Mündelheim nach der Rückverlegung des Rheindeichs. Damit soll nach 15 Jahren Vorbereitung in diesem Jahr begonnen werden. Kreh bezieht sich auf ein Gutachten des Aachener Bü­ros Geobit von November 2000.

Und darin steht für die Ke­gelstraße, den Rand der Be­bauung: Beim höchsten Stand des so genannten Bemessungshochwassers - den schlimmsten Fall, für den der neue Deich ausgelegt wird - stehe das Grundwasser dort schon bis zu einen Meter über Geländehöhe. „Was passiert“, so fragt er, „wenn infolge der re­duzierten Trinkwasser-Förderung, wie angekündigt, der Grundwasserspiegel um bis zu 80 Zentimeter ansteigt?“

Denn 50 Tage nach diesem schlimmsten Hochwasser, so Kreh weiter, wenn der Rhein selbst sich längst wieder in sein Bett zurückgezogen habe, stehe das Grundwasser an der Kegelstraße immer noch zwei Meter unter Geländehöhe ge­genüber drei bis fünf Metern im Normalfall. Krehs große Sorge: Bei der Deichplanung sei der Fall nicht in Erwägung gezogen worden, dass die Stadtwerke in Bockum-Wittlaer einmal kein Trinkwasser mehr fördern könnten.

Aber das stimmt nach Angaben von Waldemar Kesicki, dem Hochwasser-Experten der Stadt, nicht. Krehs Be­fürchtungen seien unbegründet. Wenn etwa beim Höchststand des Rhein-Hochwassers das Grundwasser rechnerisch an der Kegelstraße über Erdoberfläche stehe, so gelte das nur für die Senke westlich der Kegelstraße. „Da geht es in den Draapgraben, da steht keine Bebauung.“ Solche Senken gebe es auch am Ungelsheimer Graben oder am Bruchgraben. Auf der Landseite sorge die Aue­lehmschicht des Deiches dafür, dass das Grundwasser trotz des Drucks nicht austrete.

„Wir sprechen doch von ei­nem Hochwasser, wie es rechnerisch ein einziges Mal in 500 Jahren vorkommt“, gibt Ke­sicki zu bedenken: wenn der Rhein in Ruhrort den Pe­gelstand von 13 Metern erreiche. Beim Hochwasser im Ja­nuar habe er bei elf Metern ge­standen. Bei einem solchen Hochwasser werde es hier und da zu Problemen kommen. „Ent­scheidend ist dann aber, dass Leib und Leben nicht ge­fährdet sind.“

Im übrigen habe Geobit 2003 sehr wohl geprüft, wie die Grundwasserverhältnisse ohne Trinkwasser-Förderung aussehen würden. Zeitpunkte der Simulation seien das niedrige Hochwasser von 1992 und das hohe von 1995 ge­wesen.

„Kritisch wird es, wenn das Grundwasser höher als drei Meter unter Erdoberfläche steht“, sagt Kesicki. Dann könne es dauerhaft zu Gebäudeschäden kommen. Ergebnis: Bei Trockenwetterlagen gebe es die meisten Veränderungen. „Weil sich heute bei allgemein sinkendem Grundwasser und gleichbleibender Trinkwasserförderung ein großer Absenktrichter bildet, künftig aber nicht mehr. Im Bereich Draapgraben gebe es dann zehn Zentimeter höheres Grundwasser, in Rahm aber 50 Zentimeter.

Auswirkungen des Rhein-Hochwassers gebe es dagegen ohne Trinkwasserförderung in Rahm. Denn ein Meter höheres Grundwasser könne sich dort sehr wohl auswirken.