Bissingheim .

Sie sitzen in einer kleinen gemütlichen Runde um einen Tisch im Seniorentreff in Bissingheim. Fünf Seniorinnen und ein Senior im Alter von 60 bis 75 Jahren, eine Dame fehlt. Wer denkt, es handelt sich dabei um ein Kaffeekränzchen unter alten Leuten, irrt: Die Senioren sind gekommen, um Englisch zu lernen und pauken mit ihrer Lehrerin Natalie Gotzen Vokabeln und Grammatik.

Auch wenn es eine viel intimere Atmosphäre als in der Schule ist, so fühlt man sich zeitweise doch stark daran erinnert: Fällt einer Teilnehmerin oder dem Teilnehmer das Wort auf Englisch nicht ein, wird es auch schon mal leise vorgesagt. „Was heißt steigen?“, will die Kursleiterin wissen. „Kleimb“, sprechen es die Teilnehmer zunächst aus. „Das B wird nicht gesprochen“, erklärt Natalie Gotzen. Gemeint ist hier natürlich das englische Wort climbe. „Reason ist immer why, warum ich was mache“, erklärt die 53-Jährige weiter. Jetzt will sie wissen was „Pflanze“ auf Englisch heißt. In der Gruppe sieht man zunächst fragende Gesichter, bis es dem einen oder dem anderen schließlich einfällt.

In dem Englischkurs für Senioren lernen die Teilnehmer aber nicht nur Englisch, sie lernen auch noch was für`s Leben: „What is usual?“, will Gotzen wissen. „Gewöhnlich“, antwortet da jemand. „Aber auf Englisch“, fordert die Kursleiterin. „Normally“, lautet die Antwort. Aber „normal“ ist immer eine Definition, findet Gotzen und einigt sich mit den Teilnehmern schließlich auf „common“. „Bleiben Sie am Telefon“ kennt hier allerdings jeder: „Hold the line“, ertönt es aus den Kehlen. Anscheinend sind selbst sie nicht von langen Warteschleifen verschont geblieben. „Ach, ihr solltet die Fragen noch beantworten“, sagt Gotzen plötzlich. „Nee, nur Vokabeln“, da sind sich alle einig. Die Teilnehmer arbeiten mit dem Buch „Sterling Silver 1“, einem Buch, das extra für Senioren ist.

„Erwachsene fragen mehr nach“, so Gotzen, die selbst sieben Sprachen gelernt hat und ihr Wissen gerne an andere weitergibt. Da hilft es manchmal nicht, etwas auf Englisch zu umschreiben, da muss schon das deutsche Wort her. Christa Brudzinski war früher Exportmanagerin und hatte daher beruflich mit Englisch zu tun. Seit acht Jahren ist sie aber aus dem Beruf und merkte schnell, dass das Englisch nicht mehr so parat war. Bei der VHS besuchte sie auch schon Kurse, fühlte sich dort aber überfordert. „Hier wird individuell auf den einzelnen eingegangen“, sind sich die Teilnehmer einig. Rita und Gerhard Ebhardt gefällt vor allem das Zusammensein in der Gruppe. „Und wir lernen auch ein bisschen Deutsch dazu“, sagt Gerhard Ebhardt. Er spielt dabei auf eine Diskussion an, die nicht auf Englisch geführt wurde.

Diese führte zum Ergebnis, dass wir Deutsche unsere Sprache falsch gebrauchen. Ursprünglich begann die Diskussion aber mit der englischen -ing-Form: „Ann is phoning Dennis at the moment“, was frei übersetzt so viel heißt wie: „Ann telefoniert gerade mit Dennis“. Im Deutschen besser bekannt als: „Ich bin am telefonieren“. Darüber, dass es sich hier um keinen richtigen Deutschen Satz handelt, sind sich die Teilnehmer natürlich einig.

Aber eigentlich sind sie ja auch hier, um Englisch zu lernen.