Huckingen. .
Von Politikverdrossenheit ist in Duisburg nichts zu spüren. Der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy füllte am Donnerstagabend den Huckinger Steinhof.
Hinter Merkel, Sarkozy und anderen bekannten Politikern verbarg sich allerdings das aus dem Hörfunk bekannte Comedy-Duo René Steinberg und Maria Grund-Scholer. Sie hatten ihr Programm „WDR 2 Lachen Live“ mitgebracht.
„Das Interesse der Bevölkerung an Politik ist da“, sagt René Steinberg. Das Publikum verstehe die meisten Witze, obwohl sie politisches Wissen voraussetzten. „Wir zeigen allerdings das Menschliche in der Politik, besuchen zum Beispiel die von der Leyens zu Hause.“
Die Show richte sich an alle Generationen, die Hauptattraktion des Abends und Steinbergs Lieblingsfigur funktioniere aber nicht bei zu jungem Publikum. Denn „Sarko de Funes“ ist an Louis de Funès angelehnt und viele Parallelen fallen nur auf, wenn man den Schauspieler noch kennt.
Im Steinhof donnerte allerdings Applaus, als der französische Präsident in Manier des berühmtesten Gendarmen der Siebziger Jahre wie ein hyperaktives Aufziehmännchen über die Bühne hüpfte und wild mit den Armen fuchtelnd über „der, die, das Merkel“ und „das streberliberale Mettbrötchen“ Guido Westerwelle herzog. Ganzer Körpereinsatz war geboten, sogar inklusive Kopfstand.
Auch Maria Grund-Scholer war darauf vorbereitet, mit ihren Stimmparodien nicht nur gehört, sondern auch gesehen zu werden. Sie peppte ihre Rollen nicht nur durch Mienenspiel, sondern auch durch Kostüme auf. Ihre Paraderolle: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Miesepeter-Mundwinkeln und selbstherrlichem Kichern. Tagespolitische Themen wie der Dioxinskandal oder der gescheiterte NRW-Nachtragshaushalt wurden ebenso behandelt wie der CDU-Spendenskandal und die Dienstwagenaffäre von Ulla Schmidt.
Kurzzeitiges Unbehagen löste nur eine Sketch aus: Das Comedy-Duo stellte eine Bürgebefragung mit Merkel nach, weshalb sich Steinberg mit Mikrofon und Vorlesezetteln ins Publikum begab, auf der Suche nach Freiwilligen. Die meisten Zuschauer hofften, sie würden nicht aktiv an der Show teilnehmen müssen, mit ein wenig Überredungskunst klappte aber alles reibungslos.
Nicht nur politische Schwergewichter persiflierten die Beiden, auch Nebencharaktere wie Reiner Calmund, die britischen Royals oder die ruppige Polin Donata, mal als Telefon-Domina im Staatsdienst, mal als Chaos-Nanny bei Ursula von der Leyen, waren auf der Bühne. Beliebt war zudem Roland Pofalla in verschiedenen Inkarnationen, als schleimiger, Angela Merkel höriger Kanzleramtsminister oder als buckliger Schlossaufseher Pofalleraff, der den wahnsinnigen Lord Voldekohl bewacht.
Die beiden WDR-Satiriker hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt und übertrafen sich gegenseitig darin, ihr Skript durch Improvisationen auszuschmücken und den Partner damit zu überraschen. So füllten ihre Parodien, die im Radio nur als kurze Episoden laufen, auf der Bühne das rund zweistündige Programm mit Leichtigkeit.