Duisburg-Großenbaum. .
Die 14-jährige Charlotte Lamerz liest Kindern Geschichten vor. Sie ist die erste Vorlesepatin in der Stadtteilbibliothek Gesamtschule Süd, die nicht erwachsen ist. Am Mittwoch ist die Veranstaltungsreihe „Jugend liest für Kinder“ gestartet.
Man könnte meinen sie seien Geschwister: Zusammen mit Charlotte Lamerz (14) sitzen Kinder in einer Kuschelecke. Das besondere: Die Gymnasiastin liest diesen Geschichten aus verschiedenen Büchern vor. Charlotte ist die erste Vorlesepatin in der Stadtteilbibliothek Gesamtschule Süd, die nicht erwachsen ist. Am Mittwoch ist die neue Veranstaltungsreihe „Jugend liest für Kinder“ gestartet. „Nervös war ich kaum“, erzählt die 14-Jährige. Auch den Kindern hat es gefallen: Annika (8) findet es schön, mit anderen Kindern zusammen zu sein. Auch, dass sie von jemand anderem was hört, den sie noch nicht kennt, gefällt ihr.
Auch Ihre Mutter liest Kindern vor
Die Geschichten, die Charlotte liest, sind kindgerecht, sie wählt sie sogar selbst aus. Die Gymnasiastin hat selbst keine jüngeren Geschwister, denen sie vorliest. Aber das Vorlesetalent liegt wohl in der Familie: Auch ihre Mutter liest Kindern vor. In einer Geschichte, die Charlotte liest, geht es um eine Ballerina. „Wenn du kein Ballett magst, kannst du die Geschichte ja auf einen Fußballer übertragen“, sagt Charlotte zu dem kleinen Samuel.
„Ich arbeite gerne mit Kindern zusammen“, erzählt sie. Für das Projekt opfert Charlotte gerne ihre Freizeit, Geld bekommt sie nicht. „Das lässt sich aber gut mit der Schule verbinden“, so die Neuntklässlerin. Sonja Panzog ist mit ihrem Sohn Samuel gekommen und findet das Angebot eine „nette Abwechselung“. „Außerdem hören wir dann mal andere Geschichten als die, die wir zu Hause lesen“. Als Charlotte den Kindern vorliest, ziehen sich die Eltern zurück. Anschließend werden aber auch noch Bilder - passend zu den vorgelesenen Geschichten gemalt. Dort hilft auch schon mal eine Mutter. Britta Sester, Leiterin der Stadtteilbibliothek ist begeistert von Charlotte: „Man kann richtig sehen, dass Charlotte sich in die Kinder hineinversetzt“.
freundschaftliche Basis zwischen Charlotte und Kindern
Gemeinsam mit Charlotte will sie herausfinden, was die Bibliothek braucht und was der Gymnasiastin Spaß macht. Die Bibliotheksleiterin hofft, dass durch einen geringeren Altersunterschied eher eine freundschaftliche Basis zwischen Charlotte und den Kindern entsteht.
Am Mittwoch, 9. Februar um 15 Uhr liest Charlotte wieder vor: „Elmar und das große Kitzeln“ von David McKee. „Da geht es um einen Elefanten namens Elmar, der mit seiner Herde zusammenlebt“, erzählt sie - und um diverse Streiche. „Zur Vorbereitung les` ich die Geschichten meiner Mutter vier- bis fünfmal vor - und überleg vorher, was ich dann mit den Kindern malen könnte.“
Dass sie Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit hat, merkt man ihr schon daran an, dass sie den Inhalt der nächsten Geschichte bereits einen Monat vorher kennt. „Nicht jeder hat die Affinität vorzulesen“, bringt es Britta Sester auf den Punkt, „aber von Charlottes Kenntnissen bin ich beeindruckt.“ Mit Charlotte hat die Stadtteilbibliothek drei Vorlesepatinnen: Die drei Patinnen kommen jeweils aus unterschiedlichen Altersgruppen.