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„Clara hat den Termin ausgesucht“. Mutter Kirsten Langenfeld wollte Heiligabend eigentlich unterm Tannenbaum anstatt im Kreißsaal verbringen. Doch Clara, die heute ihren zweiten Geburtstag feiert, hatte entschieden, ein Christkind zu werden.
Shilohs Geburt war für den 24. Dezember ausgerechnet. Die erste Tochter von Sarah und Andreas Engel hatte es eilig. Sie kam bereits in der 38. Woche, am 13. Dezember, im Malteser Krankenhaus St. Anna zur Welt. Ein süßes Mädchen, mit dunklem Haarschopf und rosiger Babyhaut, das die ersten Tage seines Lebens in der kalten Winterwelt meist im warmen Bettchen verschläft.
„Ich hätt’s toll gefunden, wenn sie Heiligabend geboren wäre“, sagt die glückliche Mutter, eine gebürtige Ulmerin. Andererseits ist sie natürlich froh, die Geburt überstanden zu haben. Der Name Siloh kommt aus dem Hebräischen. Er bedeutet „Geschenk Gottes“ und passt ganz besonders zum vorgesehenen Geburtstermin. Ebenso wie Clara übrigens. „Clara heißt die Leuchtende“, erklärt Kirsten Langenfeld, die Theologie studiert hat und demnächst ihr Referendariat beginnen will.
Im allgemeinen steht ein Geburtstermin am Heiligabend nicht unbedingt auf der Wunschliste der werdenden Mütter. „Doch wenn’s so ist, dann ist es eben so“, sagt Stefanie Kusch ganz pragmatisch.
Die Leitende Hebamme im St. Anna Krankenhaus erzählt, dass auch für die Mitarbeiter ein Christkind immer etwas ganz Besonderes sei. „Wenn die anderen Bescherung machen, helfen wir, ein neues Leben auf die Welt zu bringen. Auf der Geburtsstation steht ein Tannenbaum, die Atmosphäre im gesamten Haus ist ganz ruhig.“ Die frischgebackenen Eltern werden an diesem Tag besonders verwöhnt, mit Weihnachtsgebäck und einem Kirschkernkissen zum Aufwärmen.
Kaiserschnitte stehen Heiligabend nicht auf dem OP-Plan. „Der letzte planmäßige war am Mittwoch“, so Stefanie Kusch. Ein Drittel der Kinder wird bundesweit per Kaiserschnitt geholt, so auch im St. Anna Krankenhaus. Der Trend, dass die Gebärenden immer älter und die Kinder immer größer werden, gilt auch in den drei Huckinger Kreißsälen. „Wir haben tatsächlich immer mehr Frauen im Alter von 37 bis 41 Jahren und Kinder, die mehr als 4000 Gramm wiegen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig mehr Kaiserschnitte“, so die Hebamme. Sechs Frauen sind in den Tagen um Weihnachten herum „ausgezählt“. Bleibt abzuwarten, ob der Nachwuchs in Mamas Bauch oder lieber unterm Tannenbaum der Klinik feiern will. Das Geburts-Team steht jedenfalls bereit.
Clara kam Heiligabend um 15.32 Uhr zur Welt, pünktlich zum ersten Krippenspiel. Heute feiert sie den zweiten Geburtstag mit ihren Eltern, den Paten und einem kleinen Freund beim Geburtstagsfrühstück. Die Bescherung verlegt die Familie auf den 1. Weihnachtstag. Und außerdem darf sich das kleine Mädchen mit den strahlend-blauen Kulleraugen und dem schelmischen Blick auf die Geschenke zu ihrem Namenstag am 11. August freuen. „Ich kenne auch Christkinder, die am 24. Juni, sozusagen auf halber Strecke feiern“, sagt Mutter Kirsten. „Das soll Clara später selbst entscheiden“.
Klein-Shiloh hat die Weihnachtsvorbereitungen ihrer Eltern durchkreuzt. „Eigentlich wollte ich noch Plätzchen backen und alles schön schmücken“. Dazu ist Sarah Engel nicht mehr gekommen.
Den Tannenbaum, den Claras Eltern am 23. Dezember 2008 gekauft hatten, haben sie am 6. Januar entsorgt - ohne ihn jemals geschmückt zu haben. Ihr Christkind hat ihnen keine Zeit dazu gelassen.