Die Pleite von Centaplan und HT Bauübernehmung hat die Bauherren an der Krokusstraße in Wanheim überrascht
Mit gemischten Gefühlen haben Bauherren von Centaplan AGund HT Bauübernehmung GmbH gestern die Nachricht von der Pleite beider Firmen aufgenommen. Die ersten Bauherren, die sich schon im August 2008 bei der Redaktion meldeten, waren drei Familien an der Krokusstraße in Wanheim, die im Juni 2008 hätten einziehen sollen. Immer wieder verzögerten sich die Bauarbeiten, obwohl die Bauherren zwar ihre Werkvertragsraten überwiesen hatten, das Geld jedoch bei den beauftragten Bauunternehmen nicht ankam. Bis zuletzt hatten die Bauherren gehofft, auf dem Verhandlungsweg noch zum Erfolg zu kommen, baten deshalb darum, nicht zu berichten.
Das ist jetzt passe´ . Sabine Nadolny und Holger Mangliers, zwei der Bauherren in Wanheim, hatten noch vorige Woche Gespräche mit den an einer Übernahme der Firmen Interessierten geführt. „Wir hatten uns auf 30 000 Euro geeinigt”, berichtete Nadolny gestern. Zusammen mit den noch 13 700 Euro auf ihrem Baukonto hätte ihr Haus damit fertiggestellt werden können.
Sabine Nadolny ist verzweifelt. Jetzt fehlen ihr noch die Fußbodenheizung, zwei weitere Heizkörper, der Brenner sowie die Vorrichtungen für die Versorgung mit Erdwärme. Dafür aber hat sie bereits über 40 000 Euro bezahlt. Estrichverlegung und Verputzen der Wände wollten die Nadolnys ohnehin selbst übernehmen. „Ich überlege zu verkaufen”, so die Bauherrin. Denn ihre monatliche Belastung steige künftig auf 1 340 Euro im Monat an. Mit der Pleite ist auch der Bauträgerzuschuss in Höhe von 120 Euro monatlich, zwei Jahre lang, futsch. Er war im Baupreis enthalten. „Ich weiß nicht, ob ich das durchhalten kann.” Die Familie hatte nahezu ohne Eigenkapital gebaut - das macht alleine 1 200 Euro für Zinsen im Monat.
„Ich werde Montag zur Staatsanwaltschaft gehen und Strafantrag gegen den Centaplan-Chef wegen Betrugs und Unterschlagung stellen”, kündigt sie an. Dem wird sich wohl auch ihr künftiger Nachbar Holger Mangliers anschließen. Er beziffert seine Vorleistungen auf rund 53 000 Euro. Auf 39 000 Euro hatte der Investor den Finanzbedarf für den vertragsgemäßen Weiterbau seines Hauses beziffert.
Bezahlt hat die Familie aber auch schon für zusätzliche Fliesenarbeiten, für ein behindertengerechtes Bad und für breitere Türen, zusammen rund 15 000 Euro. Glück im Unglück: Mangliers haben eine Erbschaft gemacht. „Sonst wären wir im Arsch”, sagt der Familienvater. Mit den eigenen Barmitteln wäre man nicht mehr weitergekommen. „Wir hätten allerdings noch Luft gehabt, uns mehr Geld zu leihen.”
Mülheimer Bauherren, die ebenfalls zu Gesprächen mit den potenziellen Investoren geladen waren, berichten, letztlich sei die Übernahme der Firmen daran gescheitert, dass sich die eingeschalteten Wirtschaftsprüfer keinen ausreichenden Überblick über die Finanzlage mehr hätten verschaffen können. „Es war von Vernichtung von Akten die Rede, von einer fehlenden Festplatte”, so Michael Weidner, der Sprecher der Mülheimer. Auch sie wollen über ihre Anwälte nun rechtliche Schritte gegen den Vorstand der Centaplan AG und Geschäftsführer der HT Bauübernehmung GmbH, einleiten. Bei Centaplan lief in den letzten Tagen nur noch der Anrufbeantworter: „Unser Büro ist zur Zeit nicht besetzt.”
Der Centaplan-Skandal
Zwei Makler hatten gezielt auch um Kunden geworben, die über wenig oder gar kein Eigenkapital verfügten. Ein hauseigener Finanzberater der Centaplan machte für sie alles perfekt. Ein Notar schließlich zog die Beurkundungen im Eilverfahren durch, ließ es offensichtlich an der gesetzlich vorgeschriebenen „Belehrung” über die rechtlichen Folgen des gewählten Vertragsmodells fehlen: Dass Bauherren bei einer Pleite der HT selbst ruiniert sein könnten. Experten halten die vereinbarte Vorauszahlung von Bauraten vor Erbringung der jeweiligen Bauleistungen überdies für unzulässig. Anwälte in Oberhausen und Krefeld glauben, Insolvenzverschleppung nachweisen zu können.