Wedau.

Heftige Kritik übt Manfred Roloff, Pressesprecher des kleinen SPD-Ortsvereins, jetzt am SPD-Unterbezirk, seinem Vorsitzenden, NRW-Innenminister Ralf Jä­ger, und an Unterbezirksgeschäftsführer Jörg Lorenz.

Es geht um einen Antrag zur Erneuerung der von vielen Wahlniederlagen und Mitgliederschwund gebeutelten Partei auch in Duisburg. In besten Zeiten hatte die SPD hier rund 12 000 Mitglieder. Heute sind es noch knapp 5 000.

Beim Unterbezirksparteitag Ende November hatte der Vorstand für mehrere Leitfragen zur Erneuerung eine große Mehrheit bekommen. Danach soll die politische Teilhabe al­ler SPD-Mitglieder durch Einführung neuer Arbeitsformen überdacht werden. Als Alternativen zu Ortsvereins-Versammlungen kämen zum Beispiel überörtliche Zukunftswerkstätten oder auf Duisburg bezogene Diskussionsforen im Internet in Betracht. Ein weiterer Aspekt ist die Stärkung der Parteiorganisation auf Ebene des Stadtbezirks, wobei es einen „Arbeitskreis Süd“ in den Stadtbezirken Mit­te und im Duisburger Norden so nicht gibt. Und schließlich soll der Vorstand auch Antworten auf die Frage ge­ben, welche Ortsvereine durch Zusammenlegung politikfähiger werden könnten.

Wieviele und welche Ortsvereine in Duisburg existieren, entscheide alleine der Unterbezirksvorstand, gibt dessen Geschäftsführer Jörg Lorenz zu bedenken. Ab welcher Größe ein Ortsverein Sinn mache, dafür gebe es weder eine Leitgröße, noch sei die Größe selbst entscheidend. Für die Selbstständigkeit des kleinen Ortsvereins Bissingheim etwa spreche schon die abgelegene Lage des Ortsteils. „Alle Ortsvereinsvorstände werden dem­­nächst von Mitgliedern des Unterbezirksvorstandes besucht“, kündigt Lorenz an. Angaben über die Größe der Süd-Ortsvereine wollte er nicht machen. Fest steht nur, dass die Wedauer einer der kleineren Ortsvereine sind.

Für sie aber gehen die Überlegungen in die falsche Richtung, stehen unter dem Leitsatz „Wie die Demokratie in der Partei wegrationalisiert werden kann“. Solche Überlegungen müssten, so Manfred Roloff, „ohne großes Nachdenken“ zustande gekommen sein. Lorenz wird als ironisch als „ungemein versiert“ be­zeichnet.

Denn der dramatische Rückgang der Mitgliederzahlen sei ja nichts Neues. „Wo lebt Ihr eigentlich?“, fragen die Wedauer ihre Parteispitze. Auf einmal müsse plötzlich gehandelt werden. Einen Teil der Ortsvereine einfach aufzulösen, so Roloff, sei keine Antwort auf eine sich immer schneller verändernde Gesellschaft in einer immer komplizierter werdenden Welt. Die Folgen wären nur eine „über der Realität schwebende Oligarchie“, weitere Wege zu weiter entfernt liegenden Versammlungen und eine noch geringere Teilnahme. Dass das erfolgreich sei, „daran glaubt Ihr Vorstandsmitglieder doch selbst nicht“, so Roloff. „Es werden nur noch einige Funktionäre erscheinen. Normale Mitglieder nicht und erst recht keine Bürger.“ Das aber führe dann dazu, dass noch mehr immer die gleichen Mandatsträger mit Funktionen überhäuft und damit überlastet würden und keine Zeit mehr hätten, Orts- und damit Bürgernähe zu zeigen.

Fazit Roloffs: „Deshalb möchten sie gern eine Mitgliedschaft, die nicht mitreden soll, sondern auf Befehl von oben arbeitet und keine Fragen und Anträge stellt.“ Genau daran aber werde die SPD kaputt gehen.