Buchholz.
Simon (19) dreht Schrauben in einen Holzklotz, Lena (17) spült in einer Plastikschüssel Geschirr. „Meine praktischen Fähigkeiten testen“ nennt sich der Übungsblock, den die zwei Schüler absolvieren
- ebenso wie 15 weitere Schulkameraden. In der Buchholzer Waldschule, der Förderschule für Geistige Entwicklung, findet in dieser Woche eine „Vertiefte Berufsorientierung“ statt. Die 15 bis 20 Jahre alten Schüler der Oberstufen- und Berufspraxis-Klassen sollen lernen, sich selber und ihre Fähigkeiten besser einzuschätzen, um dann „mit mehr Realitätssinn Berufswahlvorstellungen zu entwickeln“.
„Was kann ich gut - und was nicht?“ Diese Frage steht hinter dem „Diagnose-Parcours“, den die Jugendlichen mit Eifer und Freude bewältigen. „Diesen Test haben wir hier in der Schule entwickelt. Jeder Schüler soll sein Können in verschiedenen Bereichen erproben - in Mathe oder Deutsch, aber auch in der Holzverarbeitung, in hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie dem Wäsche waschen oder dem Nähen und in handwerklichen Arbeiten wie beispielsweise dem Sortieren von Dübeln“, erklärt Lehrerin Birgit Boch.
Am ersten Projekttag haben sich ihre Schützlinge erstmal theoretisch mit dem Thema Beruf beschäftigt. An der Pinwand im Klassenraum hängt ein Zettel mit der Frage „Warum gehe ich arbeiten?“, und darunter finden sich diverse Antworten: Weil ich „selbstständig sein will“, „etwas erleben möchte“, „anderen Menschen helfen will“, „eigenes Geld verdienen möchte“, „stolz auf mich sein möchte“, usw.
„Die Schüler haben im Vorfeld der Tests außerdem Einblick bekommen in verschiedene Berufsfelder. Wir haben uns bestimmte Berufe näher angeschaut und herausgearbeitet, welche Anforderungen es dabei zu erfüllen gilt", berichtet Birgit Boch. Für die meisten Förderschüler sei die Arbeitswelt ein völlig unbekanntes Terrain. Die Projektmaterialien könnten und sollten daher später auch im Unterricht genutzt werden. Die Testergebnisse vermittelten Lehrern und Arbeitsberatern ein besseres Bild vom jeweiligen Jugendlichen.
Betreut werden die Jugendlichen während des Projektes aber nicht nur von ihrer Lehrerin. Drei Studentinnen, ein Zivi und eine Fachkraft für Holzverarbeitung sind mit im Einsatz, helfen bei der Bewältigung der Aufgaben, oft sogar in 1 zu 1-Betreuung. Das ist möglich, weil Bundesagentur für Arbeit (Direktion NRW), Schulministerium NRW und Stiftung Partner für Schule NRW im Rahmen der Initiative „Zukunft fördern“ finanzielle Hilfe gewähren. Von dem Fördergeld (3000 Euro) kann die Schule die Projektmitarbeiter bezahlen. Auch Berufsberater der Duisburger Agentur für Arbeit sind in die Orientierungs-Woche eingebunden, führen individuelle Gespräche mit Schülern, Eltern und Klassenlehrern.
Während Lena und Pascal am zweiten Projekttag noch nicht wissen, welche Berufe für sie geeignet sein könnten, hat Simon (19) schon eine Idee: Die Holzbearbeitung liege ihm - und die Gartenarbeit. Miroslav (17) wird noch konkreter: „Ich möchte in einem Lager arbeiten, ich kann gut schleppen“, erklärt er.