Buchholz. .
An der Hauswand an der Grazer Straße 57 ist ein farbenfrohes Gemälde angebracht, ein Original von Ingrid Penders. Es weist ihr Atelier im Hinterhof. In den ehemaligen Büros stapelten sich früher die Kostenvoranschläge und Rechnungen eines Elektrogroßhandels, seit zehn Jahren ist Ingrid Penders hier kreativ.
Malen ist für Ingrid Penders mehr als ein Hobby. „Das geht darüber hinaus, nicht nur was den zeitlichen Aufwand betrifft“. Die gebürtige Kölnerin, die in Wedau aufgewachsen ist, bezeichnet ihre künstlerische Tätigkeit als zweiten Beruf. Ihr Geld verdient sie mit dem ersten Beruf, als Programmiererin.
Ingrid Penders ist von der gegenständlichen zur abstrakten Malerei gekommen. „Es interessiert mich nicht mehr, nur Dinge gegenständlich abzubilden“, so die Künstlerin. Eine abstrakte Abbildung lasse ihr mehr Möglichkeiten. „Auch wenn man abstrakt malt, muss man Tiefe und Perspektive ins Bild bringen“, so die Künstlerin. Die notwendige Technik hat sie sich in einem berufsbegleitenden Studienjahr beim Novalis-Hochschulverein, einer anthroposophisch geprägten Bildungseinrichtung in Kamp-Lintfort, angeeignet.
Ingrid Penders liebt Farben. Ein kräftiges Gelb - „wahrscheinlich, weil das optimistisch wirkt“ oder Rottöne - „obwohl die wegen ihrer Dominanz schwierig ist.“ Immer wieder verwendet sie Weiß, „das bringt die anderen Farben zum Strahlen“. Gern lässt sie sich beim Wandern in der Natur inspirieren. „Es ist ganz witzig. Manchmal entdeckt der eine in meinen Bildern einen Schmetterling, ein anderer eine verblühte Mohnblume“. Beides hat die Künstlerin selbst nicht vorgesehen. „Wenn ich male, habe ich kein konkretes Motiv im Kopf. Ich lasse mich beflügeln. Das Bild entwickelt sich dann spontan“.
Manchmal, wenn ihr ein Gemälde beim erneuten Betrachten nicht mehr gefällt, übertüncht sie es mit weißer Farbe und fängt komplett von vorne an.
In ihrem Atelier liegen zahlreichen Tuben mit Öl- und Acrylfarben, Kreide und Tusche. Außerdem stapeln sich Rama-Dosen - allerdings ohne Margarine. „Darin bewahre ich angefangene Acrylfarben auf.“
Gerade wird ihr Atelier erweitert. „Bei großen Formaten braucht man einfach Platz“. Da sich das Haus in Familienbesitz befindet, kann sie sich den Luxus erlauben. Immer sonntags ist ihr Mal-Tag. Dann arbeitet sie oft von morgens bis abends und im Urlaub ebenso. „Ich reise nie ohne Farben, selbst wenn wir fliegen“.
Ihr Bilder tragen keine Titel. „Damit würde ich die Leute zu stark einschränken“. Sie möchte den Betrachter stattdessen dazu ermuntern, sich bewusst einige Minuten ein Bild anzugucken und es auf sich wirken zu lassen. „Viele Menschen können das heutzutage gar nicht mehr.“ Das Fernsehen hat ihrer Meinung zu diesem Defizit beigetragen. Der Betrachter ist an eine schnelle Bildfolge gewöhnt und erwartet, auf Anhieb zu erkennen, worum es geht“.
Ein einziges Bild in ihrem Atelier zeigt ein gegenständliches Motiv. „Ich möchte diese Technik pflegen, damit ich sie nicht verlerne“. Außerdem gibt sie Kurse im Haus der Familie in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Die Teilnehmer dort wollen lernen, gegenständlich zu malen.
Digital painting, also Malen am Computer, kommt für sie übrigens nicht in Frage. „Ich bin froh, wenn ich in meiner Freizeit keinen Computer sehen muss“, sagt Ingrid Penders. Weder in ihrer Freizeit, noch in ihrem zweiten Beruf.