Wedau.

Auf ungewohnt rebellische Weise reagierten jetzt neun der 13 Mitglieder des katholischen Gemeinderates Sankt Joseph Wedau-Bissingheim darauf, dass ihre Kirche ab sofort nicht mehr „Jugendkirche“ ist und die Gemeinde auch keinen Pastor mehr be­kommen wird.

Wolfgang Hill (63), Vorsitzender des Gemeinderates, ge­hört ebenso zu den Rebellen wie seine beiden Stellvertreterinnen Angelika Louven (57) und Ursula Graßhoff. „Die Verantwortlichen in der Kirchenleitung sind unehrlich. Es gibt keine Vertrauensgrundlage mehr“, begründete Louven jetzt ihren Schritt. Seit 16 Jahren engagiert sie sich.

Im Rückblick hat Louven den Eindruck, dass es vor al­lem die Pfarrer der neuen Großgemeinde Sankt Judas Thaddäus Buchholz, zu der Sankt Joseph seit 2006 gehört, mit dem Projekt „Jugendkirche“ nie ernst gemeint haben.

„Schon seit Ende 2006 gab es einen Runden Tisch für die Jugendarbeit“, erzählt sie. Alle in der Jugendarbeit der neuen Großpfarrei Aktiven sollten so untereinander vernetzt werden. „So alt wie der Runde Tisch ist die Idee der ,Jugendkirche’, nämlich eine Kirche als Gemeinde mit den Jugendlichen aus der Großpfarrei zu teilen“, fährt sie fort. Genau darauf hätten sich die Wedau-Bissingheimer geeinigt und ein entsprechendes Konzept an den damaligen Pfarrer Ludger Schepers in Buchholz weitergeleitet. Der habe das bis März 2007 erstmal auf die lange Bank geschoben.

„Unsere Kirche bot sich so­wohl wegen ihrer schlichten Gestaltung dafür an, als auch wegen des benachbarten Ju­gendheims“, so Louven weiter. Bei einem Teil der Gemeinde, vor allem bei Älteren, habe es aber Widerstand gegeben. „Das Konzept spielte dann keine Rolle mehr.“

Denn ab Anfang 2008 wurde die Kirche Heilig Geist für ein Jahr zur „Jugendkirche“, obgleich Pastor Peter Fey aus Wedau Jugendbeauftragter der Großpfarrei geworden war und die Buchholzer Kirche für Mehr-Generationen-Wohnen umgebaut werden sollte. „Als Pastor Fey“, so Louven, „An­fang 2009 eine Fünf-Jahres-Garantie für die Jugendkirche wollte, verwies Klaus Mertes, der damalige neue Pfarrer, auf die Wedauer Kirche.“ Das hätten örtlicher Gemeinderat und Pfarrgemeinderat der Großpfarrei dann auch akzeptiert. Ein neues Konzept sei erstellt und abgesegnet worden.

Im Oktober 2009 ging die „Jugendkirche“ Sankt Joseph an den Start. Aber Pastor Fey, der Jugendbeauftragte, wurde zum Jahresende nach Gelsenkirchen versetzt.

„Wir haben daraufhin mit dem Bistum das Gespräch ge­sucht und im Juni 2009 die Zu­sage erhalten, Wedau bekomme bis 2015 einen neuen Seelsorger - passend zur Jugendkirche“, so Louven weiter. Pfarrer Roland Winkelmann, Nachfolger von Mertes, habe sie aber dauernd vertröstet. In diesem Jahr hätten nur noch bis zu den Sommerferien dort Jugendmessen stattgefunden. Dann habe es Gerüchte gegeben, es komme doch kein Pastor mehr. Ende Juni, so Louven, habe man das Bistum um endgültige Klärung gebeten. Die Antwort Mitte Juli habe aber keine Klarheit erbracht. „Sie wollten Alles in die Länge ziehen.“

Bei einem Treffen mit dem Wedauer Gemeinderat und an­­deren Beteiligten Anfang September habe Winkelmann dann mitgeteilt, die hauptamtlichen Seelsorger der Pfarrei hätten entschieden, dass die „Jugendkirche“ nicht fortgesetzt werde. Und dabei habe man auch erfahren, es gebe auch keinen Pastor mehr für Wedau-Bissingheim. Jetzt ist Schluss“, sagt Louven. Mit einem Federstrich sei Alles zu­nichte gemacht worden.