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„Sie haben Krebs“ - diese Diagnose schockiert. „Man fällt man in ein schwarzes Loch. Der Boden wird einem unter den Füßen weggezogen - und man fühlt sich schrecklich alleine“, erinnern sich Sigrid Platte und Edelgard Pütz.

24 Jahre liegt dieser Moment der Verzweiflung bei der einen zurück, 16 Jahre bei der anderen. Die beiden Frauen haben überlebt, obwohl sie damals glaubten, sterben zu müssen. Und: Sie machen heute anderen Mut. Sigrid Platte ist Landesvorsitzende der „Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.“ in NRW, Edelgard Pütz leitet zurzeit einen von rund 440 Gesprächskreisen, die der Verein bundesweit anbietet. Ort und Termin: Malteser Krankenhaus St. Anna, Huckingen, an jedem dritten Donnerstag im Monat, um 17 Uhr.

„Wir wollen Ansprechpartner sein, wenn es brennt. Wenn Betroffene am Boden zerstört sind“, erklären die zwei Frauen. Denn: Sie wissen, wie es sich anfühlt, plötzlich lebensgefährlich erkrankt zu sein. Haben all’ die Ängste selber schon gehabt. „Wer mal betroffen war, kann sich in Leidensgenossen besser hineinversetzen“, sagt Sigrid Platte. Das Prinzip der „Selbsthilfe nach Krebs“ laute: Betroffene beraten Betroffene. Das Motto heißt: „Auffangen - nach dem Schock der Diagnose. Informieren - über Hilfen zur Krankheitsbewältigung. Be-gleiten - in ein Leben mit oder nach Krebs.“

„Helfen, wenn’s brennt“

Vielen Erkrankten fehle es zunächst an Wissen über die Krankheit. „Sie haben beim Arztgespräch gar nicht alles verstanden“, sagt Edelgard Pütz. Im Gespräch mit anderen Betroffenen können Informationen ausgetauscht, aber auch Ängste genommen werden. „Früher war Krebs ein Tabuthema. Heute spricht man offen darüber, das ist gut. Wir können so auch vermitteln, dass Krebs zwar eine lebensbedrohliche Krankheit ist, es aber auch viele gibt, die überleben“, so Pütz. Wer in einer akuten Krise steckt, kann bei der Frauenselbsthilfe auch telefonisch Hilfe erhalten 02861 601840 (Pütz), 0231 456681 (Platte). Auch Angehörige und krebskranke Männer werden beraten.

Ein 6-Punkte-Programm steht hinter den Angeboten der „Frauenselbsthilfe nach Krebs“. „Es geht uns darum, Krebskranke psychosozial zu begleiten. Ihnen zu helfen, die Angst vor weiteren Untersuchungen oder Behandlungen zu überwinden“, so Sigrid Platte. Schon so manche erkrankte Frau hat die Landesvorsitzende zur Untersuchung begleitet. Ziel des Vereins sei es außerdem, den Betroffenen Vorschläge zu Stärkung ihrer Widerstandkraft zu machen und zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität beizutragen. „Wir informieren auch über soziale Hilfen, Versicherten- und Schwerbehindertenrecht. Erklären zum Beispiel, wie man eine Kur beantragt oder einen Schwerbeschädigtenausweis erhält“, berichtet Edelgard Pütz. Nicht selten reisen zu den Treffen der Frauenselbsthilfe auch Experten an: Referenten aus den Bereichen Medizin, Pharmazie, Psychologie, Psychoonkologie, Sporttherapie, Ernährungslehre halten Fachvorträge.

Unabhängig von der individuellen Hilfe ist es ein großes Anliegen des Vereins, die Interessen krebskranker Menschen sozial- und gesundheitspolitisch zu vertreten. „Wir sind als Patientensprecher im entsprechenden Bundesausschuss vertreten, und unsere Stimme hat dort Gewicht“, erklärt Platte. Großen Wert lege man u.a. darauf, dass der Bereich der „Früherkennung“ weiter ausgebaut werde.

Nicht immer geht es an den Gesprächsnachmittagen ums Thema Krebs. „Wer darüber reden möchte, redet darüber. Ansonsten klönen wir auch über ganz alltägliche Dinge“, sagt Edelgard Pütz. Ihr und Sigrid Platte haben diese Gemeinschaftserlebnisse stets gut getan. „Nachdem ich das erste Mal im Gesprächskreis war, habe ich gedacht: Wenn so viele es geschafft haben, dann kannst Du es auch schaffen. Das hat mir Kraft gegeben“, erzählt Sigrid Platte.