Ehingen. .

Die Tierschutzorganisation TASSO, der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. (ETN) und der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bat) veranstalteten im Bootshaus Ehingen erstmalig ein deutschlandweites Treffen für geschädigte Welpenkäufer. Ziel der Veranstaltung war es, Betroffenen die Möglichkeit zu bieten, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand vor allem ein vorbestrafte Dorstener Hundehändler, der vielen der über sechzig Anwesenden kranke und oft auch verhaltensgestörte Tiere verkauft hatte. Peer Fiesel, Dortmunder Rechtsanwalt und Präsident der Tierschutzverbandes NRW, vertrat schon dutzende der geschädigten Familien und versucht bereits seit Jahren, gewerblichen Hundehandel zu gesetzlich zu verbieten. Denn in einem Jahr werden mehr als 500 000 Welpen über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt, allein in Polen gibt es über 15000 „Vermehrer“, die ihre Hunde für gerade mal 40 Euro an deutsche Händler verkaufen. Die Tiere werden so gut wie nie geimpft und in der für die Charakterentwicklung wichtigen Prägungsphase vernachlässigt. Wegen dieser fatalen Lebensbedingungen leiden die Tiere oft unter Angstzuständen, Aggressionen, sind krank und stark verwurmt. Da man Menschen aber aufgrund der Grundrechte nicht verbieten dürfe, ihren Beruf auszuüben, sei es sehr schwer, unseriösen Händlern das Handwerk zu legen, erklärt Fiesel die Problematik des Falls. Auch Dogge Theo war in der Welpenstube in Dorsten aufgewachsen und schließlich an ein junges Ehepaar aus der Umgebung verkauft worden. „Als ich diesen süßen Welpen gesehen habe, hat mein Verstand ausgesetzt, ich hab keinen Gedanken daran verschwendet, die Bedingungen dort genauer zu prüfen,“ so seine jetzige Besitzerin. Nach ein paar Tagen stellte sich beim Tierarzt dann heraus, dass Theo taub ist und die Familie informierte umgehend die Welpenstube. „Man sagte uns, wir könnten den Hund zurückgeben und umtauschen. Ein kaputtes Auto würden wir schließlich auch umtauschen.“ Heute ist Theo ein glücklicher Familienhund, an Umtausch haben seine Herrchen zum Glück nie gedacht. Diese Gleichsetzung von Waren und lebendigen Tieren betrachtet auch Diana Plange, Amtstierärztin aus Berlin, als ein besonders großes gesellschaftliches Problem. Das Bewusstsein dafür, dass nicht der Preis, sondern das Wohlergehen der Tiere im Vordergrund stehe, sei bei einigen Menschen leider nicht vorhanden, so Plange. Sie fordert vor allem bessere Aufklärung in Schulen und in den Medien, damit potenzielle Käufer einen besseren Blick für die Umstände, unter denen sie ihren Hund kaufen, bekommen. Laut Plange solle man sich bei einem geplanten Welpenkauf immer zuerst gründlich über den Züchter informieren, ihn persönlich aufsuchen und sich die Einrichtung genau anschauen. Dann sei es noch wichtig, sich das Muttertier zeigen zu lassen, denn von dessen Zustand lasse sich oft auch auf die Welpen schließen. Sich daran zu halten ist die einfachste Möglichkeit, sich einen gesunden Hund zu kaufen.