Huckingen. .

Das römische Reich hatte sich gerade in seine Bestandteile zerlegt, die Völkerwanderung in Europa war im vollen Gange. Damals, im 5. Jahrhundert nach Christus, wurde Huckingen gegründet.

Gestern, am Tag des Denkmals, verschaffte Stadtarchäologe Dr. Volker Herrmann vielen Interessierten einen Einblick in den Steinturm zu Huckingen, das wohl älteste profane Gebäude Duisburgs. Der Ortstermin wurde eine Reise ins hohe Mittelalter …

Denn der Steinturm wurde in den Jahren nach 1150 gebaut, als die Staufer das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ regierten und die Hanse gerade aufblühte. „Das belegen Funde aus aktuellen archäologischen Grabungen, die hier im Steinhof präsentiert werden“, erläutert Dr. Herrmann. „Der Steinturm war eine hochmittelalterliche Wegestation und herrschaftlicher Ansitz.“

Der Stadtarchäologe weiter: „Huckingen gehört zu den ältesten noch bestehenden Siedlungen im heutigen Stadtgebiet. Seine Entstehung und historische Entwicklung ist eng verknüpft mit dem Handel und Verkehr entlang der vorbeiziehenden Wegeverbindungen. Auch Steinturm und Steinhof stehen in diesem Zusammenhang.“ Und passen daher gut zum Motto des Denkmalstages 2010 : „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“.

Der neueste Stand der Forschung: Der Steinturm wurde nach 1150 als Speichergebäude und Straßenstation errichtet - und später merhfach umgebaut. Er war wohl kein Niederadelssitz im klassischen Sinne, vermutet Herrmann: „Die repräsentativen Ausbauten des Turms in Bauphase 2 und 3 sprechen aber durchaus für reiche Bauherrn. Möglicherweise nutzten Dienstmannen des Erzbischofs von Köln, später von den Berg`schen Grafen beauftragte Adelige den Turm, um die Straße mit dem Handelsverkehr zu kontrollieren und gleichzeitig Reisenden und Kaufleuten eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten.“

Der Steinturm war Ursprung des Steinhofs, einer Gutshofanlage, die erstmals 1450 in den Schriftquellen genannt wird. „Der Hof bestand zu dieser Zeit schon lange. Er war damals im Besitz von Ailf Tacken, dem Vertreter einer angesehenen Duisburger Familie.“ Für 1445 berichten die Quellen von einer Schenkung des Steinhofs an das St. Lambertusstift/Düsseldorf.

Der Hof lag abseits des Dorfes, an dessen südöstlichem Ausgang. Benachbart befand sich der Butendorfer Hof, der bereits 1394 in den Quellen genannt wird. „Der Steinhof blieb bis zur Säkularisation von Kirche und Klöstern 1805 im Besitz des Düsseldorfer Stifts“, so Duisburgs Chefarchäologe. 1819 ging er in die Hände der Grafen von Spee über. Im 20. Jahrhundert übernahm die Stadt Duisburg die Eigentumsrechte. Seit 2000 wurde der Steinhof umfassend saniert und umgestaltet. Hier, in der ehemaligen Hofstelle, betreibt der Bürgerverein seit 2008 ein lebendiges Veranstaltungszentrum. „Der Steinturm selbst blieb aber von der Sanierung weitgehend unberührt“, erinnert Dr. Herrmann. So präsentiert sich der Turm heute noch als landwirtschaftliches Gut, rustikal, gebaut aus Grauwacke, Kalk- und Tuffstein, Ziegelsteinen, Holz.

Nach der Führung im Steinturm erläuterten die Archäologen auf einem Spaziergang entlang der Anger Bedeutung und Hintergründe der Kulturlandschaft Huckingens.