Ausstellung über Handbikes in der Bucholzer BG-Unfallklinkik

Sie sind bis zu 60 km/h schnell und die Könner auf ihnen bringen es auf Durchschnittsgeschwindigkeiten von 33 km/h. Was die Faszination der „Handbikes”, der Liegefahrräder für Rollstuhlfahrer, ausmacht, das zeigt seit gestern eine Wanderausstellung, die für die nächsten beiden Monate im Erdgeschoss der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) an der Großenbaumer Allee in Buchholz zu sehen ist. 14 großformatige Aufnahmen des Sportfotografen Norbert Wilhelmi dokumentieren die Dynamik dieser Sportart, der rund 1 000 Behinderte in Deutschland nachgehen. Die besten von ihnen gehen am Sonntag, 7. Juni, beim 26. Rhein-Ruhr-Marathon mit an den Start. Denn erstmals wird dabei die „Handbike citymarathon trophy” auch in Duisburg ausgefahren. Diese zeitliche Parallele war für die BGU der Anlass, die Ausstellung jetzt zu zeigen. „Handbikes sind momentan die Boom-Sportart im Behinderten-Sport”, berichtet Stefan Voormans aus Nettetal. der 38-Jährige Gehbehinderte ist seit 2002 aktiver Handbiker und geht am Sonntag an den Start. „Ich trainiere regelmäßig mit Rennradfahrern, weil es in meiner Leistungsklasse in Nettetal keinen anderen Handbiker gibt”, erzählt Voormans. „Und ich bin damit schneller als zwei Drittel der Rennradfahrer.” Das allerdings sei nur eine Folge des Trainings, für das er als Frührentner viel Zeit habe. Handbikes, das sind tief liegende Dreiräder mit Rennrad-Bereifung (Preise ab 3 000 Euro aufwärts), bei denen Lenker und Hand-Antriebskurbeln eine Einheit bilden. Sie wirken wie die 27-Gang-Kettenschaltung und die Bremsen auf das einzelne Vorderrad. Die Handkurbeln laufen allerdings synchron und nicht gegenläufig, wie beim Fahrrad. „Es käme sonst zu Schlingerbewegungen”, erläutert Voormans. Arno Becker (56) aus Freiburg war bis vor zwei Jahren aktiver Handbiker. Er sitzt nach einem Betriebsunfall mit Querschnittslähmung im Rollstuhl, hat die Ausstellung mit organisiert. „Es kann eine Reihe von Leuten motivieren. Und es kann über den Sport Behinderte und Nichtbehinderte zusammenführen”, betont er den Sinn der Ausstellung. „Wenn jemand in den Rollstuhl kommt, bricht zunächst eine Welt für ihn zusammen.” Man glaube, das Leben sei zu Ende, sagt Arno Becker. Und: „Ich wollte Behinderten und ihren Angehörigen zeigen, dass das nicht so ist, sondern dass es zum Beispiel eine Sportart gibt, die nicht nur gut für die eigene Fitness ist, sondern auch das Selbstwertgefühl der Sportler steigert.” Deshalb sei die Ausstellung in der BGU so wichtig. Denn dort gehe es für denjenigen, der gerade das Krankenbett verlassen habe, nicht darum, sich an Höchstleistungen wie 43 Kilometer in 65 Minuten zu messen. „Für sie geht es darum, wieder Spaß an Bewegung und Sport zu haben.” Die Wanderausstellung gibt es seit einem Jahr. Zuletzt war sie in der BGU im oberbayerischen Murnau zu sehen.