Wedau. .

Spätsommer! Der Himmel ist endlich mal wieder blau, die Sonne strahlt, eine kühle Brise weht über den Wambachsee. Gibt es ‘was Schöneres, als hier und jetzt Tretboot zu fahren?

„Nein“, finden Sabrina Krämer und Ke­vin Wipprecht, die auf ei­nem gelben Schiffchen über den See gleiten, ab und zu ‘mal die Hand ins Wasser halten (für die Füße ist es zu kalt) und entspannt durchatmen. „Hier herum zu schippern ist einfach herrlich, das kann man immer wieder machen“, sagen sie. Ich tue es ihnen nach, miete ebenfalls eine „Nussschale“.

Lisa und Hüseyin, zwei Verliebte aus dem Duisburger Nor­den, haben das sportliche Strampeln schon eingestellt. Sie lümmeln auf der Liegefläche des Bootes herum, lassen sich von den frühherbstlichen Sonnenstrahlen streicheln. „Die Sonne muss man doch genießen“, erklären sie und be­dauern, dass sie keine Badesachen dabei haben (brrrrrrr!).

Vom Wasser aus aufs Ufer zu schauen - das ist mal eine ganz andere Sichtweise. Einblick be­kommt man in Grund­stücke, auf die man sonst nicht gucken kann. Auf dem Gelände des Kanu-Clubs pölen zwei Jungs mit einem Fußball. Auf einer Liegewiese ein Stück wei­ter haben Sonnenanbeter fast alle Hüllen fallen lassen.

Achtung! Da schwimmt ei­ner! (Was man hier offiziell nicht darf, aber was trotzdem viele tun.) Also: Schnell in die andere Richtung steuern oder rückwärts treten - damit es nicht zum Badeunfall kommt. In einem Schlauchboot paddeln zwei mittelalte Damen an mir vorbei, schwanken auf den Wellen heftig hin und her. Da ist es im Treter sicherer. Wenn nicht die Schwäne wären, die (huch!) auf Armeslänge heran schwimmen - und betteln.

Tretboote wie meins sind der Renner am Wambachsee - bei Pärchen ebenso wie bei Fa­milien. Wenn es richtig heiß ist, werden sie gerne als Badeinseln genutzt. An wilde Ju­gendliche gibt Bootsverleiher Bernd Fobbe spezielle Polyester-Exemplare aus, „die nicht kaputt zu kriegen sind“.

Der Wedauer - einst Physik-Ingenieur, heute hauptberuflich „noggiatore“ (Bootsverleiher) - hat aber auch zwei Elek­troboote mit kleinem Außenbordmotor, ein Kanu und drei Ruderboote im Angebot. Letztere sind am wenigsten gefragt. „Die meisten Leute können heutzutage gar nicht mehr ru­dern. Ruderboote mieten meist ältere Männer - oder Rus­sen. Wahrscheinlich ist das Rudern in ihrer Heimat noch verbreiteter“, hat der 54-Jährige festgestellt.

Für seine batteriebetriebenen Elektroboote interessieren sich vor allem „Eltern mit Jungs“. Mit zügiger Schrittgeschwindigkeit tuckern die kleinen Kähne durch die Fluten - und sind eigentlich nicht schwer zu bedienen. Aber: Das Einparken ist kein Kinderspiel. „Da sind schon einige mit Vollgas gegen den Steg gefahren“, berichtet Tobias, der beim Bootsverleih jobbt.

Ich habe mit meinem grünen Tretbötchen perfekt angelegt. Jetzt will ich noch etwas „chillen“ - in einer der Hollywood-Schaukeln, die auf dem Steg stehen. „Das hier ist der schönste Platz an der ganzen Sechs-Seen-Platte“, schwärmt André, der in einer anderen Schaukel sitzt und beim Bierchen das Panorama genießt. „Ganz toll ist es, wenn es dämmert“, erzählt Bernd Fobbe. In mir reift ein Plan: Noch ist der Herbst nicht da. Ich komme nochmal her - mit Mann und Proviant. Um - bei einem Gläschen Wein - den Sonnenuntergang zu beobachten.