Es dauerte einige Zeit, bis beim diesjährigen Schlagbaumfest in Großenbaum richtig Stimmung aufkommen wollte.

Bevor sich zum Abend hin die Partymeile auf der Saarner Straße gut füllte, herrschte am Nachmittag eher tote Hose als buntes Treiben zwischen Bahnhofsvorplatz und Haupt-bühne.

„Möglich, dass es mit dem verschobenen Termin zusammenhängt“, erklärte Reinhard Rüster, Präsident der Karnevalsgesellschaft „Op de Hippe Höh“ und Veranstalter des Fests. Ursprünglich sollte das Großenbaumer Traditionsfest bereits vor zwei Wochen stattfinden. Aufgrund der Katastrophe bei der Loveparade hatten sich die Organisatoren entschieden, das Fest zu verschieben. „Wir mussten das Programm ändern“, erklärte Rüster weiter. Außerdem hätten viele Stände für den neuen Termin abgesagt. Dennoch zeigte sich Rüster am Nachmittag angesichts der Besucherzahl zufrieden.

In besten Zeiten lockte das Schlagbaumfest bis zu 20.000 Menschen auf die Straßen. So viele waren es diesmal bei weitem nicht. „Früher war hier viel mehr los“, weiß Armin Häusler aus Buchholz, der seit Jahren Schlagbaumfest-Besucher ist. „Irgendwie wird es immer kleiner, es gibt weniger Bühnen und weniger Stände. Vielleicht wäre es besser, das Fest nur alle zwei Jahre zu veranstalten, um es für die Bürger interessanter zu machen.“

Hiltrud Jerratsch aus Gro-ßenbaum ist mit Enkelin Emi-lie hergekommen. Zum Karussell-Fahren. Begeistert ist sie nicht. Früher sei es wunderbar gewesen, sagt sie. Die Musik gefalle ihr inzwischen überhaupt nicht mehr. Verschiedenste Schlager-Cover-Sänger hüpften am Nachmittag über die Bühne an der Straßenecke Zu den Buchen. Sicherlich Ge-schmacksache. Eine Anwoh-nerin steht am offenen Fenster, die Ellbogen auf einem Kissen aufgestützt, ein Pils in der Hand. „Ich finde es toll, die Bühne praktisch direkt vor dem Fenster zu haben und der Musik zuzuhören“, sagt sie. Auch Katharina und Klaus Spelleken aus Buchholz gefällt die Musik. Aber sie finden: „Bei so wenigen Besuchern lohnt es sich doch fast gar nicht mehr.“ Reinhard Rüster sieht das anders und verweist auf das Abendprogramm. Dann kämen auch die Leute, sagt er.

Und Rüster hatte Recht: zum Abend hin kriegte das Schlagbaumfest die Kurve. Schlangen an Bierständen und mobiler Cocktailbar, voll besetzte Biertische, die ersten Tanzpaare vor der Bühne - bei Spitzenwetter war auch die Stimmung gut. Sänger „Alex“ begeisterte die Besucher mit seiner Elvis-Presley-Imitation, sang unter anderem den Elvis-Hit „Can‘t help falling in love“. „Da bekommt man richtig Gänsehaut“, sagt ein Besu-cher. „Wenn der auftritt, denkt man wirklich, Elvis singt.“ Vor der Bühne tanzen Helga und Antonio Camarda ausgelassen zur Musik. „Wir kommen seit Ewigkeiten hierher“, sagt der Homberger. „Das Programm ist einfach immer super.“

Musikalischer Höhepunkt des Abends war die Joe Co-cker Coverband „Hitchcock Railway“. Zwar dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis die Band ihren Soundcheck abge-schlossen hatte, doch dann legten die fünf Jungs aus Rheinland-Pfalz richtig los. Mit Joe Cocker Klassikern wie „You can leave your hat on“ und „Unchain my heart“ erntete die Band stürmischen Applaus bei den Besuchern. „Die sind richtig super“, sagt ein Gast und Cocker-Fan, der nur wegen der Band gekommen ist. „Auch die Mimik und Gestik des Sängers - wie Joe Cocker.“

Spätestens am Abend - und da waren sich wohl die meis-ten Besucher einig - hatte sich das Schlagbaumfest 2010 doch noch richtig gelohnt.