Süd.
Kein Qualm in Eisdielen - das strebt NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) an. Der Gaststättenverband Dehoga und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten halten nichts von einem absoluten Rauchverbot in Eis-Cafés. Doch: Wie sieht es vor Ort wirklich aus? Wie gehen Eisverkäufer im Duisburger Süden mit dem Thema Nichtraucherschutz zurzeit um? Wir fragten nach und stießen auf ganz unterschiedliche Meinungen.
„Nelly“ ist Stammgast im „Eis-Café de Nard“ in Buchholz. „Ich komme seit Jahren zweimal in der Woche her, um hier Cappuccino zu trinken und Zeitung zu lesen. Und die Zigarette gehört einfach dazu“, sagt sie. Auf der Terrasse ist das erlaubt, für die Einrichtung eines Indoor-Raucherbereichs hat Inhaber Besat Kaya tief in die Tasche gegriffen. Rund 30 000 Euro hat der Anbau gekostet, den er mit viel Eigenarbeit hochzog und im Mai 2009 einweihte.
„Ich musste ‘was machen. Nachdem das Nichtraucherschutzgesetz 2008 in Kraft getreten war und im Café nicht mehr geraucht werden durfte, hatte ich heftige Umsatzeinbußen“, erzählt er. Das Zelt, das er für die Raucher vorm Café aufstellte, wurde nicht richtig angenommen. „Es gab Tage im Winter, da war der Umsatz um 70 Prozent geringer früher. Mit 40 Euro am Tag kommen wir aber nicht aus“, erklärt er.
Dank des Anbaus (mit Heizung und Abzugshaube) habe sich der Umsatz im Winter 2009/10 normalisiert. „Wenn künftig vielleicht gar nicht mehr in Eisdielen geraucht werden darf, dann können wir dicht machen“, meint Kayas Frau Sevgi. „Die Politiker sollten daran denken, dass wir auch überleben müssen - und Gesetze nicht einfach wieder umwerfen. Ich habe auf das Nichtraucherschutzgesetz reagiert und investiert - soll ich dafür jetzt bestraft werden?“, fragt Besat Kaya und fügt hinzu: „Im Ernstfall werde ich klagen, bis zur letzten Instanz.“
Im „Eiscafé Florenz“ in Großenbaum, das erst im letzten Sommer eröffnete, sieht man das etwas anders. „Ich fände ein generelles Rauchverbot wie in Italien okay - zum Schutz der Kinder“, sagt Rolando Coccia. Bei ihm kann derzeit nur auf der Terrasse geraucht werden. Dennoch will die Familie in der kommenden Woche damit beginnen, eine von zwei Terrassen zu „umbauen“. „Viele unserer Gäste sind eben tatsächlich Raucher “, erklärt er.
Eine Art Wintergarten für die Raucher hat auch Biagio Pera vor seiner Eisdiele „Biagio“ in Huckingen mit Hilfe von Markise und Glaswänden geschaffen. Umsatzeinbußen von 30 bis 40 Prozent habe das Nichtraucherschutzgesetz gebracht. Und: „Ab Oktober muss ich die Terrasse mit Heizstrahlern beheizen. Die Kosten sind so hoch, dass sich das Geschäft im Winter gar nicht lohnt“, berichtet er. Ein Großteil seiner Gäste wolle gemütlich Kaffee trinken und dazu eine Zigarette rauchen. „Wenn das Rauchen ganz verboten wird, kann ich schließen“, so Pera.
Mauro Ganz vom „Eiscafé Käsemann“ in Großenbaum hat solche Befürchtungen nicht. „Ich habe zwar viel Geld ausgegeben, kann die Terrasse, auf der Rauchen erlaubt ist, zum Wintergarten machen. Ich könnte diesen zusätzlichen Raum angesichts des Zulaufes aber genauso gut als Nichtraucherzone nutzen“, erzählt er. Grundsätzlich begrüße er ein Rauchverbot. „Dass hier drinnen nicht mehr gequalmt werden darf, ist gut für die Kinder und ich muss nicht vier Mal im Jahr die Wände säubern und streichen“, sagt er. Auch für seine Angestellten und ihn selber sei das gesünder. Dass es bei einem absoluten Rauchverbot zu großen Umsatzeinbrüchen kommen würde, glaubt er nicht. „Am Anfang wären die Raucher etwas traurig, danach würden sie sich darauf einstellen“, sagt er. Vielleicht verliere man einige Kunden, könne dafür aber auch neue dazugewinnen. Mauro Ganz: „Ein Eiscafé ist eine Insel für Kinder. Es wäre einfach schön, wenn Eltern und andere Erwachsene dort ‘mal nicht rauchen würden.“