Bissingheim/Wedau. .

Ein Sturz kann böse Folgen haben. „Fünf von 100 Stürzen führen zu einem Knochenbruch“, weiß Michaela Hilgers, Leiterin des Convalesco-Therapiezentrums am Klinikum Duisburg.

Vor allem ältere Menschen laufen Gefahr, hinzufallen und sich dabei nicht un­erheblich zu verletzten. Pro Jahr brechen sich etwa 100 000 Menschen über 65 Jahren eine Hüfte.

Der „Oberschenkelhalsbruch“ kann heute zwar viel besser behandelt werden als früher. Dennoch: „Etwa 20 Prozent der Patienten bleiben danach pflegebedürftig, 50 Prozent behalten Einschränkungen des Bewegungsapparates zurück“, so die gelernte Physiotherapeutin. Besser also, man fällt erst gar nicht. Wie man Stürzen vorbeugen kann, erklärt Mi­chaela Hilgers regelmäßig bei Vorträgen in Senioreneinrichtungen - wie kürzlich im AWO-Seniorentreff in Bissingheim.

Im Alter kann man nicht mehr so wie in jungen Jahren. „Muskelkraft, Beweglichkeit und Koordination lassen nach“, sagt Hilgers. Ältere Leu­te werden „rund“, beugen sich beim Gehen mehr nach vorne. „Deshalb verlagert sich der Körperschwerpunkt. Die Fallneigung nach vorne wird größer“, weiß die Expertin.

Im Sessel sitzen zu bleiben, lieber nicht mehr rauszugehen, sei aber der völlig falsche Weg, um sich vorm Sturz zu schützen. „Man muss mobil und aktiv bleiben. Ein kleiner Spaziergang pro Tag hält fit, und wer fit ist, fällt auch nicht so schnell“, erklärt Michaela Hilgers. Mittlerweile gebe es sogar Kurse zur Sturzprophylaxe, in denen Senioren mit speziellen Übungen Kraft, Be­weglichkeit, Koordination und Balance trainieren oder erhalten können. Der Statistik zufolge verringert sich die Sturzgefahr bei Kursteilnehmern um 40 Prozent.

„Wer einmal gestürzt ist, wird unsicher, traut sich nicht mehr raus“ - das weiß die Therapeutin auch. Man dürfe sich aber von der Angst nicht leiten lassen. „Übervorsichtiges Verhalten und Inaktivität fördern die Sturzgefahr.“ Aber: Es ge­be Hilfsmittel, die mehr Si­cherheit beim Laufen geben. Gehhilfen beispielsweise oder Spikes, die man - um nicht auszurutschen - unter Schuhe und Gehstöcke schnallen kann.

Verletzungen beim Sturz auf die Hüfte können Hüftprotektoren vorbeugen. Es handelt sich um kurze Hosen, die über die Unterwäsche gezogen werden. Sie sind an den Hüften mit Schonern aus Schaummaterial gepolstert und mindern so die Wucht des Aufpralls.

Vier von fünf Stürzen ereignen sich übrigens im eigenen Haushalt. „Also sollte man zu Hause eine risikoarme Umgebung schaffen“, rät Michaela Hilgers. Dazu zähle zunächst, eine gute Beleuchtung überall in Haus und Garten zu schaffen. Extrem wichtig sei es aber auch, Stolperfallen auszuräumen. „Von Teppichen und Läu­fern, die lose auf dem Parkett oder dem Teppichboden liegen, sollte man sich lieber trennen. Über Teppichecken und -kanten kann man ganz schnell stolpern.“ Das Gleiche gelte auch für Kabel, die quer durch den Raum liegen. Türschwellen sollten entfernt oder in Signalfarben angestrichen werden, damit man sie nicht übersieht.

Weitere Tipps der Fachfrau: An Treppenstufen Reflektoren anbringen, ins Bad rutschfeste Unterlagen legen. Haltegriffe in der Dusche oder an kniffligen Ecken in der Wohnung montieren. Die Räume nicht zu voll stellen mit Möbeln, Bodenvasen oder Blumenbänken, zwischen denen man dann herumeiern muss.

Vielleicht die wichtigsten beiden Ratschläge der Fachfrau: 1. Die Augen öfter kontrollieren lassen (wer schlecht sieht, erkennt Risiken zu spät). 2. Das richtige Schuhwerk tragen. Draußen feste Laufschuhe mit rutschfester Sohle. Drinnen geschlossene rutschsichere Hausschuhe. Schläppchen sollten tabu sein.

Schließlich gilt: „Man sollte realistisch einschätzen, was man nicht mehr kann und keine Hemmungen haben, das auch zuzugeben“, meint Mi­chaela Hilgers. Also: Lieber nicht mehr auf die Leiter oder die Fensterbank klettern, um beispielsweise nasse schwere Gardinen aufzuhängen. Lie­ber die jüngere Nachbarin um Hilfe bitten. Dafür kann man sich ja mal revanchieren - z. B. Babysitter spielen.