Wanheim. .

Das dreigliedrige Schulsystem wird heftig kritisiert, insbesondere die Hauptschule haben die Bildungsreformer auf dem Kieker. Es heißt, Hauptschüler hätten auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.

Auf Jasmina Boukhou trifft das jedenfalls nicht zu. Die 17-Jährige geht in die Klasse 10b der Hauptschule Beim Knevelshof. Im Sommer beginnt sie im Augusta-Krankenhaus in Düsseldorf ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Die Hauptschülerin hat gerade mal 14 Bewerbungen geschrieben und prompt wurden ihr zwei Ausbildungsplätze angeboten. Ist Jasmina nun einfach ein positiver Einzelfall, eine Ausnahme oder hat die Hauptschule Beim Knevelshof vielleicht eine besondere Strategie bei der Ausbildungsplatzvermittlung?

„Praktika werden nur in Betrieben gemacht, die auch ausbilden“, erklärt Frank Friargiu. Der Soziologe arbeitet als pädagogischer Mitarbeiter an der Hauptschule und versucht die Schüler für den Arbeitsmarkt fit zu machen.

Der 17-jährige Can Arduc hat ein Praktikum beim Amt für Statistik, Stadtforschung und Europaangelegenheiten der Stadt Duisburg gemacht. Nun hat er sich bei den Städten Duisburg und Düsseldorf für eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beworben.

Von den 35 Schülern des Abschlussjahrgangs haben zum jetzigen Zeitpunkt sechs einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Damit die restlichen 29 auch noch erfolgreich vermittelt werden, waren am Montag, 15. März, „Starthelfer“ in der Hauptschule zu Besuch. Reinhard Zimmer von der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) und Rainer Weißmann von der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) arbeiten für das Projekt „Starthelfer Ausbildungsmanagement“. Sie beeindruckten die Schüler zunächst mit zwei Zahlen: Es gibt 132 Ausbildungsberufe im Handwerk und 280 im kaufmännischen Bereich. „Das sind über 400 mögliche Ausbildungsberufe“, meinte eine Schülerin überrascht.

Die „Starthelfer“ hatten viele Tipps, wie sich die zukünftigen Azubis gegen die Konkurrenz durchsetzen können. „Deutsch und Mathe sind Schlüsselnoten, null unentschuldigte Fehlstunden und die Kopfnoten sind wichtig“, fasste Rainer Weißmann zusammen.

Reinhard Zimmer riet den Hauptschülern, ihre Hobbys in die Bewerbung mit aufzunehmen. „Es wird immer wichtiger, was man neben der Schule macht“, erklärte der Fachmann. Er erzählte von einem Matching-Gespräch mit einer Schülerin, die für ihr Leben gern Eishockey spielte. Jetzt mache sie bei einem Eissporthallen-Betreiber eine Ausbildung zur Sportfachfrau.

Außerdem sei der persönliche Kontakt wichtig. „Kein sehr geehrter Herr sowieso“, meinte der IHK-Mann. Es sei immer besser, im Vorfeld bei der Firma anzurufen. Sein Kollege aus dem Handwerk ging sogar noch einen Schritt weiter. „Geben sie ihre Bewerbung persönlich ab“, riet er.

Dem Thema Berufskolleg stand Rainer Weißmann kritisch gegenüber. „Wenn sie die Möglichkeit haben, eine Ausbildungsplatz zu bekommen, nehmen sie ihn“, meinte er.

Reinhard Zimmer schätzte die Chancen heutzutage einen Ausbildungsplatz zu bekommen, als gut ein. Durch den demografischen Wandel hätten die Betriebe nicht mehr so eine große Auswahl.

Im Anschluss an die Projektvorstellung standen die „Starthelfer“ den Schülern für Einzelgespräche zur Verfügung. Sie notierten sich die Berufswünsche der Hauptschüler und schauten sich ihre Bewerbungsunterlagen an. „Du hast hier geschrieben, dass du Fußball spielst. Was macht du da konkret im Verein“, fragte Reinhard Zimmer einen Schüler. „Ich bin Co-Trainer bei den Bambinis“, erklärte dieser. „Dann schreib das in deine Bewerbung“, riet der Experte. Nach diesem letzten Feinschliff kann bei den Bewerbungen ja eigentlich gar nichts mehr schief gehen.