Hüttenheim.

Wenn von Um­weltproblemen im Bezirk Süd die Rede ist, fällt selten der Name HKM. Anders jetzt aber bei Leserin Irene Zoddel. Sie wohnt direkt gegenüber den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann.

„Seit der Hochofen bei HKM wieder in Betrieb ist, ha­ben wir nur noch Feinstaub“, schreibt sie. Alles sei mit schwarz glitzerndem Staub be­deckt. „Jeden Tag müs­sen wir drinnen und draußen Staub wegputzen.“ Morgens, am Küc­henfenster, und abends sehe sie braune Wolken aus den Kaminen aufsteigen. „Al­les ist be­deckt und brennt sich überall ein, besonders auf Au­tos. Wer kontrolliert das?“

„Nicht jede Wolke ist eine Staubwolke“, sagt dazu HKM-Sprecher Martin Bolle. Wasserdampf etwa sehe aus einem bestimmten Winkel, je nach Lichteinfall, schwarz aus. Staub auf Lack, da habe man, räumt er ein, zuletzt mal Probleme mit weißen Kalkflecken gehabt. „Kurzfristige Emissionen (Ausstöße - d. Red.) sind aber technisch unvermeidbar“, ergänzt Umweltbeauftragter Dr. Udo Kalina. Alle zwei Stunden würden in den großen Filtern die Elektroden, die den Staub binden sollen, ausgetauscht. Bei jener Elek­trode, die dem Abluftrohr am nächsten sei, falle dann der dritte Filtervorgang für 30 Sekunden aus - bis die neue Elektrode eingeführt sei. Das könnte die Wolken erklären.

Dass die Hütte die Umgebung belastet, das will Martin Bolle gar nicht verleugnen. Deshalb engagiere man sich auch für Hüttenheim. Schließlich werde auf der Hütte mit gigantischen Gütermengen hantiert. „Von den 16 000 Tonnen Stahl, die wir am Tag produzieren, könnten jeden Tag zwei Eiffeltürme gebaut werden“, sagt er. Da­zu müssten jährlich acht Mio Tonnen Erz umgeschlagen wer­den, ferner fünf Mio Tonnen Sinter (Erz mit Brenn- und Zuschlagstoffen - d. Red.) trans­portiert und je 1,5 Mio Tonnen Kohle und Schlacke zu- bzw. abgeführt werden. Insgesamt gehe es um 20 Mio Tonnen Material jährlich, oder, umgerechnet, um eine Mio Lkw-Ladungen.

Wieviel Staub davon die Umgebung belastet, das wird einmal als Staubniederschlag, ferner als Feinstaub in der Luft gemessen. Und da kann Dr. Kalina, gestützt auf öffentlich zugängliche Messergebnisse, Entwarnung ge­ben: Noch nie war die Luftbelastung in der Nähe der Hütte geringer. 15 Mess-Stationen er­fassen den täglich auf den Boden rieselnden Staub. Dieser grobkörnige Staub, so die HKM-Verantwortlichen, ist di­rekt nicht gesundheitsschädlich. Über viele Jahrzehnte verseuchen Giftstäube aber das Erdreich. Im Jahresdurchschnitt dürfen pro Quadratmeter Boden am Tag nur 0,35 Gramm Staub anfallen. „Seit 2001 gibt es an den 15 Messstationen um die Hütte keine Überschreitungen mehr“, be­tont Dr. Kalina. Die Werte schwankten zuletzt zwischen 0,1 und 0,24. Einzige Ausnahme: Die Messstation in Friemersheim zeigte im Juli 2009 eine Überschreitung an. Eine dort gelegene Baustelle sei schuld gewesen.

Etwas anders stellt sich die Lage bei grobem Staub mit be­stimmten Inhalten dar. Bei Blei, Cadmium und Nickel habe es noch 2005 zahlreiche Überschreitungen der jeweils zulässigen Grenzwerte gegeben, 2009 aber nur noch bei der Messstation am Hirtenweg in Ehingen. Auch nach Einschätzung des Kommunalen Umweltamtes kommt HKM als Verursacher nicht in Be­tracht, da die Hütte nicht in Windrichtung liegt. Der Uerdinger Hafen könne ein möglicher Verursacher sein, ebenso die Rheinschifffahrt.

Bei den Beobachtungen von Irene Zoddel kann es sich um Feinstaub handeln. Mit einem Zehntel der Dicke eines Haares ist ein Partikel aber kaum sichtbar. Dafür ist Feinstaub lungengängig und damit ge­sundheitsgefährdend. Im Jahresdurchschnitt dürfe nicht mehr als ein Schnapsglas voll Feinstaub in einem Würfel mit Luft von 100 Metern Kantenlänge enthalten sein. An maximal 35 Tagen im Jahr dürfe der Grenzwert von täglich 50 Millionstel Gramm überschritten werden. An der einzigen Messstation am Klettenweg sei das zuletzt 2007 mit 45 Tagen der Fall gewesen, seither nicht mehr. 2009 seien es 26 Überschreitungstage gewesen.