Ungelsheim. .

Die Nachbarn trauten vorige Woche ihren Augen nicht. Dass für die drei abgerissenen Mehrfamilienhäuser „Am Grü­nen Hang“ Neubauten entstehen würden, war zwar bekannt. Aber dass es einen solchen Kahlschlag geben würde, hat sie entsetzt.

23 Einfamilienhäuser werden dort neu gebaut, von der Aachener Siedlungs- und Woh­nungsgesellschaft. Ludwig Heger (70) wohnt seit 43 Jahren „Am Neuen Angerbach“, der lautesten Straße im Ort. „Dafür war das Hinterland ein Idyll“, ergänzt seine Frau Johanna (70) - bis zur vorigen Woche jedenfalls.

„Wir wussten ja nicht, dass künftig zwölf Meter hinter unseren Balkons neue Häuser stehen“, fährt Heger fort - „mit der Zufahrt dazwischen“. Die Hegers können nicht begreifen, dass in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch 50 stattliche Bäume gefällt werden dürfen. Jetzt ist ihre Sorge groß, dass auch die beiden prächtigen Eichen, die überlebt haben, noch fallen.

Katja Ropertz (30) wohnt erst seit Anfang 2009 hier. Sie ärgert sich, so wenig informiert zu sein. Es sei zwar mitgeteilt worden, dass ihr Vermieter, die Rheinwohnungsbau GmbH, das Projekt, die Häuser an der Harzburger Straße, aufzustocken, ge­stoppt hat, berichtet sie. Das Projekt „Am Grünen Hang“ liege dagegen im Dunkeln.

Auch Nachbarin Tanja Schmitz ist sauer. „Wir haben uns 2006 für Ungelsheim entschieden, weil es eine idyllische Lage am Rand von Duisburg hatte“, erzählt sie, also wegen der lockeren Bebauung. Dass die am Ortsrand wi­derstandslos aufgegeben wurde, dafür macht Ludwig Heger den neuen Bürgerverein mit verantwortlich. „Beim Bürgerverein hieß es, es gebe in Ungelsheim genug Grün“. He­ger vermutet andere Hintergründe: „Dort sind fast nur Eigenheimer. Die vertreten Mie­ter-Interessen nicht.“

Bei der Stadtverwaltung war zu erfahren, dass für das Grundstück eine Genehmigung vorlag, 50 Bäume zu fällen. „Für drei Bäume gab es keine Fällgenehmigung“, er­klärte Pressesprecherin Anja Huntgeburth auf Anfrage. Das sei entsprechend als Ordnungswidrigkeit angezeigt wor­den.

Für Aufklärung will man auch beim Investor, der „Aache­ner“ sorgen, erklärte gestern Herbert Schelkmann, Leiter der Düsseldorfer Niederlassung. Sie lässt dort die Häuser errichten. „Wir verstehen nicht, wie das mit den drei Bäumen passieren konnte“, erklärte er. Das müsse noch geprüft werden. Man werde die Verursacher zur Verantwortung ziehen und in Absprache mit der Stadt für Ersatzpflanzungen sorgen.