Buchholz. .
Es gibt sie noch, diejenigen, die ihren Beruf, im konkreten Fall den des Lehrers, mit Leib und Seele ausüben. So ist es jedenfalls bei Sigrid Schäfer, der neuen Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Böhmer Straße.
„Ich hab’ mit meinen Puppen schon Schule gespielt“, gesteht die 56-Jährige. Sie wuchs zunächst in der Nähe vom Grunewald auf, später in Neudorf. Dort wechselte sie von der Volksschule auf das Johanna-Lebus-Gymnasium in Stadtmitte (heute Gesamtschule Mitte). 1972 machte sie dort Abitur.
„Mir war klar: Ich wollte Lehrerin werden“, erzählt Schäfer. Schon als Schülerin hatte sie Nachhilfe gegeben. „Ich merkte, dass es mir Spaß macht, anderen etwas beizubringen.“ Vor der Haustüre lag die neue Gesamthochschule Duisburg. Und dort schrieb Sigrid Schäfer sich für das „Lehramt an Grund- und Hauptschulen“ mit den Fächern Deutsch, Geographie und Englisch ein. Andere Lehramts-Studiengänge bot die Gesamthochschule damals noch nicht.
1976 und 1978 legte Sigrid Schäfer die beiden Staatsprüfungen ab und kam als junge Lehrerin zur Hauptschule Wiesbadener Straße nach Meiderich. Weil sie anfangs aber nur eine halbe Stelle antreten konnte, studierte sie nebenbei weiter und erwarb auch noch die Lehrbefähigung für Realschule und Gymnasium bis zur zehnten Klasse.
Schäfer blieb aber an dieser Hauptschule und erlebte in 29 Jahren deren völligen Niedergang. „Es war damals eine große, vierzügige Schule“, erinnert sie sich. „Und es war eine schöne Zeit.“ Denn sie habe immer guten Kontakt zu den Schülern gehabt, vielleicht gerade deshalb, weil viele von ihnen aus schwierigen Verhältnissen stammten. „Ihnen helfen zu können, das gab einem etwas“, sagt sie.
Freiwillig ist Sigrid Schäfer von dort nicht fortgegangen. Sie musste sich fortbewerben, obwohl sie Konkrektorin der Hauptschule war. Eine solche Stelle fand sie an der Böhmer Straße in Buchholz. „Als ich fortging, hatte die Hauptschule bereits kein fünftes und sechstes Schuljahr mehr.“ Im letzten Jahr sei sie ganz geschlossen worden.
Als Rektorin Elisabeth Jörres im Januar 2009 aus gesundheitlichen Gründen in Buchholz ausschied, vertrat Sigrid Schäfer sie zunächst. Im April trat sie offiziell ihre Nachfolge an der größten Grundschule im Bezirk Süd an: Sie ist durchgängig vierzügig, mit 418 Schüler und 24 Lehrern.
Ob die Welt dort im Vergleich zur Hauptschule in Meiderich noch heil sei, wollen wir wissen. „Sie ist wesentlich heiler“, so die Pädagogin. Aber die Kinder müssten auch hier lernen, Konflikte zu lösen und nachher friedlich miteinander umzugehen. Und: „Es lässt sich hier gut mit Eltern sprechen.“ Das wiederum biete große Chancen, „weil man feststellt, dass Absprachen etwas bringen.“
Schüler in sozialen Problemlagen, das gebe es in Buchholz nur im Einzelfall. „In Meiderich war es die Regel“, sagt Schäfer. Von daher habe sie ein gutes Rüstzeug für Beratungsgespräche bekommen. Größtes Problem zur Zeit sei, dass die Nachfrage nach der offenen Ganztagsbetreuung größer als das Angebot ist. „Es macht keinen Sinn, wenn die Gruppe zu groß ist, weil man dem einzelnen Kind ja gerecht werden muss“, erklärt Schäfer, die auch Klassenlehrerin der „3 d“ ist. Und Fördermöglichkeiten wie die Hausaufgabenbetreuung zu organisieren, „da muss man ständig dran arbeiten“, gibt sie zu bedenken.