Wedau. .

Er hat den schönsten Arbeitsplatz Duisburgs - jedenfalls in diesen Tagen. Direkt am Wasser, mit Blick auf die grüne Waldlandschaft und den Aussichtsturm auf dem Wolfsberg. Ein Platz zum Träumen.

Dies sollte Reda Jhioui aber lieber nicht tun. Denn der ge­bürtige Marokkaner verdient sein Geld als Bademeister im Freibad Wolfssee und passt auf, dass sich kein Badegast verletzt oder gar ertrinkt.

Endlich Sommer. Das Freibad Wolfssee, das die DJK Poseidon seit 1987 betreibt, ist Montag Nachmittag gut ge­füllt. Schüler, Familien, Rentner brutzeln in der Sonne, su­chen Schatten unter den alten Ahornbäumen oder erfrischen sich im See.

Um die älteren Herren, die im Liegestuhl ihre Sudokus lösen, muss sich Reda nicht weiter kümmern. Auch nicht um das frisch verliebte Pärchen, das Händchen haltend am aufgeschütteten Sandstrand flaniert. Aber ein kleiner Junge fällt dem Bademeister auf. „Den muss man im Auge behalten. Im flachen Was­ser hat er sich ganz frei bewegt. Jetzt, im Schwimmerbereich, zögert der Junge. Er scheint unsicher zu sein“, er­kennt der Profi im orangen T-Shirt mit der Aufschrift „Wasseraufsicht“.

Reda, der Mann mit dem komplizierten Nachnamen, hat eine dreijährige Ausbildung zum „Fachangestellten für Badebetriebe“ absolviert. Er ist Rettungsschwimmer, hat eine fundierte Ausbildung in Erster Hilfe. Zum Glück musste er diese Kenntnisse in den letzten beiden Jahren, in de­nen er am Wedauer Wolfssee gearbeitet hat, nur begrenzt anwenden. „Es ist noch nie etwas Ernsthaftes passiert hier“, so Reda. Allenfalls musste er mal ein aufgeschlagenes Knie mit einem Pflaster verarzten oder bei einem Schwächeanfall mit einem Glas Wasser aushelfen.

Bevor das Freibad um 10 Uhr öffnet, wird alles kon­trolliert. Reda und seine Kollegen achten peinlich darauf, dass keine Glasscherben he­rumliegen. Auch das Wasser schauen die Bademeister an. „Falls uns etwas Gravierendes auffallen sollte, informieren wir das Gesundheitsamt“. Die Wasserqualität, die alle zwei Wochen vom Amt kontrolliert wird, ist hervorragend. Schließlich ist das Freibad mit der Blauen Flagge, dem Gütesiegel für saubere Badegewässer, ausgezeichnet.

Mit dem Fernglas beobachtet Reda Schwimmer, die die abgetrennte Badezone verlassen und ans andere Ufer oder einmal rund um die Insel schwimmen. „Eigentlich sind wir nur fürs Freibad zuständig, aber wir gucken trotzdem“. Natürlich würde Reda auch mit dem Rettungsboot hinaus rudern, wenn ein Schwimmer draußen in Not gerät.

Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, klettert Reda auf den kleinen Be­obachtungsturm. Er entdeckt ein Kind mit Schwimmflügeln im Schwimmerbereich. Das Mädchen wird zwar von der Mutter begleitet. Aber grundsätzlich gilt: Alle, die noch nicht sicher schwimmen können, müssen im Nichtschwimmerbereich bleiben. „Da können wir keine Ausnahme ma­chen“. Also spricht Reda die Mutter freundlich an; daraufhin ziehen sich die beiden ins Flache zurück.

Es ist ausgesprochen friedlich an diesem Nachmittag. Die größte Gefahr besteht da­rin, sich einen saftigen Sonnenbrand zu holen. Der Oberkörper einiger Badegäste ist schon deutlich gerötet. Reda und seine Kollegen wechseln spätestens alle halbe Stunde ihre Posten. „Wenn man zu lange an einer Stelle sitzt, lässt die Aufmerksamkeit nach“. Und dann beginnt der Bademeister vielleicht doch noch von einem schönen Sommertag zu träumen. Das sollte nicht sein.