Der Psychologe Werner Hübner beschrieb jetzt im Evangelischen Familienzentrum den Weg in die Sucht

Sucht steht am Ende einer langjährigen Entwicklung, bei der es immer wieder darum ging, Ersatzbefriedigungen zu finden. Mit dieser Aussage konfrontierte der Kölner Psychologe und Suchttherapeut Werner Hübner interessierten Frauen bei einem Elternabend des Evangelischen Familienzentrums Süd im Gemeindehaus Angerhauser Straße.

"Ein Kind ist auf der Treppe hingefallen. Es hat sich weh getan, hört nicht auf zu schreien", begann Hübner seine Erzählung. Nicht wenige Erwachsene würden da mit Süßigkeiten helfen. Geschehe das öfter, präge sich bei dem Kind sowohl ein, dass man mit Heulen etwas erreicht, als auch, dass Erwachsene über ein Hilfsmittel bei Kummer verfügen: Süßes eben.

Sprachlos waren die Frauen, als Hübner ihnen berichtete, 32 % aller Eltern würden ihren Kindern bei Schulschwierigkeiten Beruhigungs- oder Aufputschmittel geben. Hübner: "Da ist sie wieder, diese Haltung, diese Tendenz, zu Tröstern zu greifen."

Der Dozent weiter: "80 % der Bevölkerung fällt bei Kopfschmerzen eine Handelsmarke ein." Also kein Nachdenken über die Ursachen, sondern der schnelle Griff zum Hilfsmittel. "Man muss ja schließelich funktionieren." Zur Haltung, zu Tröstern zu greifen, komme die Neigung, Problemen auszuweichen.

Dann ein weiteres Beispiel: Eine Vielzahl der Menschen verbringe ihre Abende immer gleich, nämlich mit Knabbereien oder Süßem und Alkohol vor dem Fernseher. Hübner: "Man könnte abends auch miteinander reden. Nur ist der Ausgang ungewiss. Es könnte im Streit enden." Die Menschen gewöhnten sich an Rituale. Schließlich sei der Abend ja für die Entspannung da, nicht für eine Anstrengung.

Gewöhnung aber schaffe Abhängigkeit. Die aber ist noch nicht zu verwechseln mit Sucht. "Die Zigarette vor dem schlag oder der Schlummertrunk", so der Psychologe, "dabei ist man nicht abhänigig von der Menge, sondern vom Mittel an sich." Est wenn die Menge nicht mehr kontrollierbar sei, werde daraus Sucht.

Im weiteren Verlauf des Abends gab Hübner Tipps für den Umgang mit den Problemen. So sei es wichtig, Kindern Grenzen zu setzen, dem Zeitdruck anderer Menschen zu widerstehen. Bedürfnisse zu begründen und Langeeilse nicht zum Tabu zu erheben. Denn überall lauere dabei die Gefahr, wieder zu Ersatzmitteln zu greifen."