Der Geist von Sitting Bull wacht nun über den Großenbaumer Wald. Medizinmann feierte Zeremonie

Seit Montagabend, 18.32 Uhr, wacht der Geist des großen Indianers „Sitting Bull“ über den Großenbaumer Wald. Das zumindest behauptet der amerikanische Lakota-Indianer „He WhoKnows“ (Er, der es weiß), der am Montag eine traditionell indianische Zeremonie am Ufer der Sechs-Seen-Platte abhielt.

„Ich bin hier, um dem Wald Kraft zu geben, um für ihn zu beten“, sagt er zu Beginn der Zeremonie, zu der etwa 15 Leute zusammengekommen sind. Waldliebhaberin Petra Reif hatte den Indianer nach Großenbaum eingeladen. „Weil wir keine Ureinwohner mehr haben“, sagt sie. Das Urwissen über Wald und Natur unserer Vorfahren sei verloren gegangen. Das Naturwissen der Indianer sei aber dem der Kelten und Germanen sehr ähnlich. Da bot es sich an, dass der 81-jährige Medizinmann gerade auf Deutschlandtour ist. „Er setzt sich für denWald ein, genau wie ich“, sagt Reif. Die Zeremonie beginnt mit einer Ansprache von He Who Knows. Er ist ein kleiner Mann ohne Federschmuck, wie einige Kinder, die ebenfalls an der Zeremonie teilnehmen, enttäuscht feststellen.

Stattdessen trägt er Cowboystiefel, Jeans, Kapuzenpullover und einen Cowboyhut. „So laufen alle Indianer rum“, sagt er. Federschmuck würden nur wenige Häuptlinge tragen. „Indianer sind sehr beschäftigt mit Beten“, fährt er fort. „Alles ist uns heilig.Wir versuchen für unser Land und die Natur zu sorgen. Pflanzen und Bäume gehören für uns zur Familie.“ Weil die Natur den Indianern heilig sei, würden sie sich von ihr auch nur das nehmen, was sie bräuchten, erklärt er. Verschwendet werde nichts. „Indianer haben immer auf die Natur aufgepasst. Die Weißen sind die Zerstörer“, schimpft der Medizinmann. Nun möchte er für den Großenbaumer Wald beten. „Ihr könnt glücklich sein, dass ihr diesen Wald habt. Es liegt bei euch, ihn zu bewahren und ihn heilig zu halten“, appelliert er. Bevor er mit dem Gebet beginnt, muss er erst die bösen Geister vertreiben und die guten herbeirufen, erklärt He Who Knows. Dazu zündet er Salbei und Süßgras in einer Muschel an. Ganz unindianisch mit einem Plastikfeuerzeug.

Mit den brennenden Kräutern wandert er um die Anwesenden, bis alle Geister da sind, wo sie hingehören. Dann wendet er sich zum Seeufer, hebt die linke Hand, blickt zum Himmel und spricht: „Ich bete für diese Bäume.“ Nach wenigen weiteren Gebetsformeln setzt er sich wieder. Jetzt ist Turtle Winds Firewalker dran, ein Cherokee-Indianer aus North Carolina. Mit Baseballcap, Lederjacke und weißen Turnschuhen sieht der rothaarige Medizinmann auch nicht wie ein Indianer aus. Doch er hat viel zu sagen. In einer gut einstündigen Waldpredigt spricht er über die heilenden Kräfte der Pflanzen und Kräuter. „Ihr habt Pflanzen in eurem Wald, mit denen man Tuberkulose heilen kann“, sagt er. Wie man das tut, will er aber nicht verraten.

Nach der Predigt folgt ein weiteres Ritual. Dazu legt He Who Knows Holzzweige kreisförmig auf den Boden und stellt sich in den Kreis. „Großer Geist, beschütze dieses Land“, ruft er. Nun wacht der Geist des großen Sitting Bull über den Wald, erklärt Firewalker. „Wer den Wald zerstört, stellt sich gegen Sitting Bull, Das ist keine gute Idee.“ Die Zeremonie ist beendet. Ob der Großenbaumer Wald nun wirklich für immer beschützt ist, ist fraglich. Lukrativ war das Waldgebet für die Indianer allemal. Zehn Euro musste jeder Teilnehmer für die fragwürdige Darbietung zahlen.