Buchholzer Waldschüler erkunden in spezieller Orientierungswoche ihre Stärken, Schwächen und Möglichkeiten

Miroslav (16) weiß nun, was er werden will. „Kellner”, sagt er und fügt hinzu: „Mit Geld rechnen kann ich gut.” Der Schüler der Waldschule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung”, hat eine spannende Woche hinter sich. Zusammen mit zehn Mitschülern nahm er an einer „Vertieften Berufsorientierung” teil - und erlebte dabei im Rollenspiel, was ein Schreiner, ein Maler und Lackierer oder eben ein Ober zu tun haben.

„Für unsere Schüler ist es wichtig, dass sie ihre Stärken und Schwächen besser kennen. Sie sollen lernen, realistisch einzuschätzen, was sie trotz ihres Handicaps leisten können, welchen Beruf sie überhaupt ausüben könnten”, erklärt Lehrerin Birgit Boch. Zwei Mitarbeiterinnen der Duisburger „Werkkiste”, einer Organisation der katholischen Jugendberufshilfe, die rund 1000 Duisburger Jugendliche auf dem Weg zum Ausbildungsplatz betreut, arbeiteten fünf Tage lang mit den Förderschülern.

Die 13- bis 20-Jährigen erprobten ihre Fähigkeiten, konnten aber auch erkennen, wo ihre Grenzen sind. Das „Werkkisten”-Duo hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Zunächst schickte man die Jugendlichen auf einen „Fähigkeiten- Parcours”. „Ich kann gut Schrauben schrauben und mit der Schere schneiden”, lautet Miroslavs Fazit. Linda (17) stellte fest, dass sie besonders geschickt im Einfädeln eines Fadens oder auch im Weiterzeichnen von Linien ist.

Das Telefonieren wurde am Folgetag geübt. Die Schüler erfuhren, wie man sich nach einem Praktikumsplatz erkundigt - und übten es im Rollenspiel. Anschließend wurden Vorstellungsgespräche simuliert. „Viele unserer Schüler arbeiten zwar in der Werkstatt für behinderte Menschen. Wir möchten ihnen aber auch Mut machen, sich andernorts um ein Praktikum zu bewerben”, kommentiert Birgit Boch. In die Praxis schnupperten die Teilnehmer in die Räumen der „Werkkiste” in Marxloh hinein. Sie führten Schreiner und Lackiererarbeiten aus oder stellten Arbeitsszenen aus der Gastronomie nach. Jeder Schüler erstellte zum Abschluss eine Dokumentationsmappe.

Am Montag will man den Eltern und Lehrern in der Waldschule berichten, was man erlebt und gelernt hat. Möglich wurde die Teilnahme an der „Vertieften Berufsorientierung” durch die Fördersumme von 4000 Euro, die die Waldschule im Rahmen des Innovationsprojektes „Zukunft fördern” (von Arbeitsagentur, Schulministerium, Stiftung Partner für die Schule NRW) erhalten hatte. Auch Linda hat jetzt einen festen Berufswunsch: „Ich möchte mal in einem Altenheim arbeiten”, sagt sie.