Augenarzt Dr. Gerhard Neyen ist Patientenfürsprecher des Huckinger Krankenhauses St. Anna und versucht in dieser Funktion Konflikte zwischen Patienten und dem Krankenhaus zu lösen.

Manchmal liegt es nur an Kleinigkeiten. Zum Beispiel an Gummirädern. Ein Patient im Malteser Krankenhaus St. Anna hatte sich bei Dr. Gerhard Neyen darüber beschwert, dass ihm die Transportwagen, die über das Pflaster imInnenhof rumpeln, den wohlverdienten Schlaf rauben. Dr. Neyen gab die Beschwerde weiter, überlegte gleichzeitig, wie Abhilfe zu schaffen sei - nämlich durch weiche Gummireifen, die wesentlich leiser rollen. Der Augenarzt ist Patientenfürsprecher des Huckinger Krankenhauses und versucht in dieser Funktion Konflikte zwischen Patienten und dem Krankenhaus zu lösen.

Meist geht es dabei um den zwischenmenschlichen Bereich, nicht um den medizinischen. Ein Beispiel: Eine Schwester antwortet kurz angebunden, ein Patient fühlt sich daraufhin zurückgesetzt. Erfährt der Patientenfürsprecher davon, kann er ein Gespräch zwischen beiden vermitteln. „Meist lässt sich das schnell klären”, so Neyen. Die Schwester bittet um Nachsicht, eventuell um Entschuldigung. Erläutert, dass sie den Patienten keineswegs ignorieren wollte, sondern schlicht im Stress gewesen sei. „Ich kann die Beschwerden der Patienten durchaus nachempfinden. Zuwendung kommt in Zeiten der Fallpauschalen oft zu kurz. „Früher blieben die Leute nach Operationen am Grauen Star fünf Tage im Krankenhaus, heute sind sie ein paar Stunden hier”, erzählt der erfahrene Mediziner, der jahrzehntelang als niedergelassener Augenarzt praktizierte und als Konsiliararzt am St. Anna Krankenhaus operiert hat.

Auf der anderen Seite sei das Anspruchsdenken der Patienten gestiegen, so Neyen. Und auch der Bedarf an Zuwendung, denn viele alte Menschen bekommen tage- und wochenlang gar keinen Besuch von Angehörigen oder Freunden. Der Patientenfürsprecher versteht sich als Moderator. Grundvoraussetzung ist seine Neutralität. Deswegen kann diese Aufgabe auch niemand ausüben, der selbst am Krankenhaus beschäftigt und in allerlei berufliche Beziehungen verflochten ist. Gerhard Neyen arbeitet seit sieben Jahren ehrenamtlich und nach Bedarf. „Die wöchentliche Sprechstunde habe ich abgeschafft. Es ist besser, Probleme möglichst zeitnah ausdemWegzu räumen”.Und wenn’s nur darum geht, dass der Pudding zu Weihnachten nicht geschmeckt habe, wie ein Patient einmal vor Jahren monierte.