Die Nachtglocke kann bei Apotheker Dr. Christoph Herrmann schon 100 Mal klingeln. Trotzdem macht der 44-Jährige die Notdienste gerne: „Zwar sind es meist nur Lapalien, es kann aber auch spannend und lustig sein.”
Es ist 21 Uhr, als die Nachtglocke der Hubertus-Apotheke in Großenbaum klingelt. Nun heißt es Einsatz für Apotheker Dr. Christoph Herrmann. Ein Kunde steht an der Nachtklappe. Er fliegt morgen nach Amerika und braucht noch dringend ein Medikament. Soweit eigentlich kein Thema. Da im Flugzeug aber nur Flaschen mit einer maximalen Größe von 100 ml erlaubt sind, muss der Apotheker improvisieren. Schnell hat er das Medikament auf verschiedene Fläschen umgefüllt, neu etikettiert und die Dosierung erklärt.
Das ist Alltag, oder eher „Allnacht” für Dr. Christoph Herrmann. Seit 17 Jahren ist er Apotheker und hat früher viele Notdienste für andere übernommen: „Die Dienste sind natürlich nicht gerade beliebt und deswegen konnte man dort gutes Geld verdienen.”
Mittlerweile übernimmt er noch jeden zweiten Dienst, lässt sich von angestellten Apothekern aushelfen. Denn Notdienst bedeutet 24 Stunden durchgehende Anwesenheit. Im Anschluss beginnt dann der reguläre Betrieb. Schnell kommen dann über 30 Stunden Arbeit zusammen, davon 24 Stunden ohne Pause. Dabei klingelt während eines Dienstes die Nachtglocke um die 30 Mal, wenn eine Grippewelle umgeht sogar um die 100 Mal.
Trotzdem macht der 44-Jährige die Notdienste gerne: „Zwar sind es meist nur Lapalien, es kann aber auch spannend und lustig sein.” In Deutschland werden die Notdienste von der Apothekerkammer so geregelt, dass 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, eine Apotheke für die Menschen zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass zum Beispiel in Duisburg um die fünf Apotheken gleichzeitig Dienst haben. Somit ist die flächendeckende Versorgung mit Medikamenten gesichert.
Gefährlich ist die nächtliche Arbeit in den Augen von Christoph Herrmann nicht: „Natürlich hat man auch mal Drogensüchtige, die zum Beispiel Ammoniak kaufen wollen. Sie sagen dann, die Oma wolle damit die Scheiben putzen.” Aber der Apotheker weiß, dass man damit durch richtige Anwendung die Wirkung einer Droge verstärken kann. „Bei uns ist das aber rückläufig. Die Apotheken in Stadtmitte und im Norden jedoch haben damit größere Probleme, werden generell häufiger in Anspruch genommen.” Passiert ist Dr. Herrmann zum Glück noch nichts.
Regelung
Die Notdienste der Apotheken in Nordrhein-Westfalen werden von der Apothekerkammer Nordrhein organisiert. Der jeweilige Notdienstplan für die Region wird dabei vom Kreisvertrauensapotheker aufgestellt. Die Notdienste sind so angelegt, das für jeden Bürger rund um die Uhr eine Apotheke zu erreichen ist. Im Duisburger Stadtgebiet haben beispielsweise vier oder fünf Apotheken gleichzeitig Notdienst, damit die flächendeckende Versorgung gesichert ist. Die Duisburger Apotheken kommen auf zwölf bis 13 Notdienste pro Jahr. Zu erfragen sind die jeweiligen Apotheken unter 0137/8882 2833 (50 ct/min.) oder vom Handy unter 22833 (69 ct/Min)