Duisburg. Pute oder Pilzgulasch? Wer vegane Gäste beköstigen will oder selbst fleischlos kocht, für den haben Torsten Uhle und Ana Heying Tipps parat.

Wer glaubt, dass es sich bei der Menü-Planung für Weihnachten nur um schlichte Nahrungsaufnahme handelt, versteht nicht, warum zwischen Kartoffelsalat mit Würstchen, Raclette und Gans so viele Fettnäpfchen lauern. Es geht beim Fest mit den Lieben schließlich um Jahrzehnte gepflegte Traditionen. Mächtig ins Wanken gerät das Konstrukt, wenn der Nachwuchs sich entschließt, aus ethischen oder klimarettenden Gründen plötzlich vegan zu leben. Um zu verhindern, dass für dem Fleisch entsagende Gäste nur Rotkohl mit Knödeln auf den Tisch kommt, hat sich die vegane Kantine „Green Day“ auch in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsmenü überlegt. Wir haben dem Koch Torsten Uhle und der Mit-Gründerin der veganen Kantine „Green Day“, Ana Heying, in die Töpfe geguckt.

Wie halten Sie’s - gibt’s Heiligabend nur etwas Kleines, oder wird direkt opulent aufgetischt?

Ana Heying: Bei uns wird Heiligabend gekocht, dann gibt’s an den anderen Tagen nur noch die Reste.

Torsten Uhle: Viele wollen Heiligabend nicht in der Küche stehen. Ich mache auch nur ein paar Schnittchen, und dann wird an den Feiertagen festlich gegessen.

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Herr Uhle, Sie sind eigentlich Fleischesser. War es schwierig für Sie, plötzlich vegan zu kochen?

Uhle: Nein, eigentlich habe ich schon immer relativ viel mit Gemüse gekocht. Und wenn es mal Fleisch oder Eier gibt, dann von Lieferanten, die wir kennen. Ich bin kein Freund von Soja-Pattys und anderen Ersatzprodukten. Diese Lebensmittel sind ebenfalls industrialisiert hergestellt.

Vegane Kantine in Duisburg-Großenbaum feierte dieses Jahr den ersten Geburtstag

Die Inhaberinnen der veganen Kantine „Green Day“, Petra Altmiks und Ana Heying, haben ihr Restaurant mitten im Lockdown eröffnet. Zusätzlich bieten sie auch Caterings an oder vermieten ihre Räume für Feiern.
Die Inhaberinnen der veganen Kantine „Green Day“, Petra Altmiks und Ana Heying, haben ihr Restaurant mitten im Lockdown eröffnet. Zusätzlich bieten sie auch Caterings an oder vermieten ihre Räume für Feiern. © FUNKE Foto Services | Foto_ Tanja Pickartz

Frau Heying, Sie sind Mutter von vier Kindern. Haben bei Ihnen sofort alle mitgezogen, als Sie sich entschlossen haben, vegan zu leben?

Heying: 2008 habe ich angefangen, Fleisch wegzulassen. Erst habe ich vegetarisch gelebt, irgendwann habe ich auch auf andere tierische Produkte wie Butter, Eier oder Sahne verzichtet. Anfangs habe meine Kinder manchmal noch zusätzlich eine Bratwurst bekommen. Später brauchte ich das gar nicht mehr. Sie essen ja auch in der Schule und bekommen dort genug Wurst und Fleisch. Heute verzichten sie selbst darauf, weil gutes Fleisch teuer ist und sie keines im Supermarkt kaufen wollen. Zu uns in die vegane Kantine kommen ja auch Personen, die sich nicht durchgehend vegan ernähren, aber bewusster essen wollen.

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Rotkohl kommt ins vegane Weihnachtsmenü, das die vegane Kantine Green Day aus Duisburg-Großenbaum entworfen hat.
Rotkohl kommt ins vegane Weihnachtsmenü, das die vegane Kantine Green Day aus Duisburg-Großenbaum entworfen hat. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Uhle: Die Frage ist doch, warum man überhaupt auf irgendwas verzichtet? Man könnte doch auch einfach immer so essen, dass es einem schmeckt und guttut.

Heying: Ich selbst schaue schon darauf, dass ich genügend Eisen und Vitamine bekomme, obwohl bei mir kein Fleisch auf dem Speiseplan steht. In Paprika steckt zum Beispiel viel Vitamin C, Nüsse sind wichtig.

Beim Probekochen der Wirsingroulade wurde experimentiert

Das Menü, das Sie zu Weihnachten anbieten, haben Sie vorher Probe gekocht.

Uhle: Ja, zum einen bieten wir in diesem Jahr ein Champignongulasch als Hauptspeise an. Bei den Wirsingrouladen haben wir verschiedene Füllungen getestet. Es sollte ja eine recht kompakte, schmackhafte Füllung sein. Also haben wir einmal Reis ausprobiert und einmal Couscous, dazu jeweils getrocknete Tomaten und für das weihnachtliche Aroma Cranberrys oder Pflaumen hineingegeben.

Und, hat’s geschmeckt?

Haying: Die Testpersonen waren unsere Familien. Die fanden’s super.

Uhle: Einen Tag haben wir auch mal zehn Rouladen für unser Mittags-Buffet zubereitet. Die waren ruckzuck weg. Wir haben uns am Ende für die Gemüse-Reis-Füllung entschieden, und dazu gibt es eine Zwiebelröstsoße und Kartoffelplätzchen.

Wer sich Weihnachten die Arbeit in der Küche sparen möchte, kann noch bis Dienstagmittag, 12 Uhr, das Menü vorbestellen. Am Donnerstag, 23. Dezember, kann es dann abgeholt und muss zu Hause nur noch erwärmt werden.
Wer sich Weihnachten die Arbeit in der Küche sparen möchte, kann noch bis Dienstagmittag, 12 Uhr, das Menü vorbestellen. Am Donnerstag, 23. Dezember, kann es dann abgeholt und muss zu Hause nur noch erwärmt werden. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Was steht noch auf dem Speiseplan?

Uhle: Als Vorspeise bieten wir eine thailändische Süßkartoffelsuppe mit Kokosmilch und Frühlingszwiebel-Sesam-Topping an. Hauptgang sind die Wirsingroulade und das Pilzgulasch mit hausgemachten Kartoffelklößen und Rotkohl. Bei den Kartoffelklößen ersetzen wir das Ei durch Kichererbsenmehl, damit die Masse bindet. Beim Nachtisch kann man sich entscheiden zwischen Mandel-Tonka-Pudding auf Fruchtspiegel aus Pflaume, Zimtblüte, Rosenwasser und Orange. Alternativ steht eine Beeren-Vanille-Grütze mit Lebkuchen-Pflanzensahne auf der Karte.

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Mmh. Wenn ich nun so gut wie gar keine Erfahrung mit veganen Gerichten habe – könnten Sie mir einen Tipp geben, wie ich schnell und gut etwas hinbekomme?

Uhle: Wenn Sie es sich einfach machen wollen, bestellen Sie gerne unser Weihnachtsmenü. Ansonsten kann man natürlich viel mit Gewürzen machen – ein bisschen Zimt dazu oder Sternanis, das gibt einen besonderen Geschmack.

>> Vegane Kantine Green Day: Öffnungszeiten und Kontakt

Wer das Weihnachtsmenü oder einzelne Speisen bestellen möchte, sollte sich beeilen. Bis spätestens 21. Dezember, 12 Uhr, müssen die Bestellungen eingegangen sein. Order sind via WhatsApp unter der Rufnummer 0178 14 755 87 oder telefonisch unter 0203 94 123 366 möglich.

Wegen der Corona-Situation hat die vegane Kantine (Keniastraße 33) aktuell dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr geöffnet.

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