Die Bethkes haben sich vor zehn Jahren getraut - als letztes Brautpaar im zweiten Jahrtausend. Und zwar am 30. Dezember 1999, um 15.15 Uhr im Lehrerhaus Friemersheim.

Liebe geht durch den Magen? Bei Dietmar und Monika Bethke war es tatsächlich so. Er servierte ihr bei ihrer ersten Verabredung ein Sieben-Gänge-Menü. Sie fand beides unwiderstehlich - das Essen und den Mann. Doch der Reihe nach: Denn die Wirtsleute vom Sittardsberg können nicht nur eine herzerwärmende Lovestory erzählen, sie haben auch Stadtgeschichte geschrieben. Vor genau zehn Jahren.

Sie waren es nämlich, die als letzte Liebende im letzten Jahrtausend in Rheinhausen getraut wurden - und zwar am 30. Dezember 1999, um 15.15 Uhr im Lehrerhaus Friemersheim. „Wir wussten das vorher nicht, waren ganz überrascht. Man bat uns sogar, uns ins Goldene Buch der Stadt einzutragen”, erzählen sie.

Dabei sollte die standesamtliche Hochzeit eigentlich still und heimlich über die Bühne gehen. Nur Monikas Sohn, der damals 17-jährige Nico, und seine Freundin waren dabei, als sich die Duisburgerin und der gebürtige Paderborner das Ja-Wort gaben. Bei einer Silvesterparty am darauffolgenden Abend ließen die zwei Neuvermählten die Katze aus dem Sack. Als die Gäste wissen wollten, warum Nico schon um 22 Uhr Schaumwein kredenzte, bekamen sie zu hören: „Sekt gibt's um 12 Uhr, jetzt um 10 gibt's Champagner.” Und Ehepaar Bethke verteilte munter Einladungen zur kirchlichen Trauung.

Erprobt war ihre Liaison da längst. Die kaufmännische Angestellte und der Bäckermeister, Koch und Industriekaufmann hatten sich bereits sieben Jahre zuvor - am 14. 9. 1992 - in einer Kneipe kennengelernt (das Datum hat Dietmar seither als Autokennzeichen). Es muss damals wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Denn: Die „Moni” war an diesem Abend so aufgeregt, dass sie sich auf den Heimweg machte ohne zu bezahlen. „Ich übernehm' den Deckel. Sie wird sowieso 'mal meine Frau”, erklärte Dietmar Bethke der Kellnerin. 1996 übernahm er die „Schänke Sittardsberg” in Buchholz, die schon bald richtig brummte.

Nach fünf Jahren stieg Monika daher „mit in den Laden ein”, seither verbringen sie den Berufsalltag gemeinsam hinter dem Tresen. „Wir streiten nie, aber hier bei der Arbeit knallt es doch ab und zu. Die Hektik . . .”, geben sie zu. „Meine Frau ist die Seele hier im Laden, die Gäste halten gerne mit ihr ein Schwätzchen”, sagt Dietmar. Er selber verschwindet häufig in der Küche, um leckere Hausmannskost zuzubereiten.

In der knapp bemessenen Freizeit geht es bei den Bethkes gemütlich zu. Die 53-Jährige und der 58-Jährige lesen gerne und gehen mit den zwei Hunden spazieren. Zwei Kinder aus einer früheren Partnerschaft haben sie jeweils mit in ihre Ehe gebracht, die „Kleinen” sind mittlerweile schon zwischen 27 und 35 Jahre alt. Was er an ihr schätzt? „Ihre liebenswürdige Art”. Und sie an ihm? „Seine Ehrlichkeit und Standfestigkeit.” Jede Woche schenkt Dietmar seiner Angetrauten übrigens einen Blumenstrauß. Ihr „Jahrtausend-Versprechen” haben die zwei Wirtsleute 1999 nicht mit einer Hochzeitsreise gekrönt. Das soll nun im neuen Jahrtausend - in 2010 - nachgeholt werden. Es geht nach Florida.