Duisburg-Huckingen. Erneut roden die Wirtschaftsbetriebe Bäume und Sträucher entlang des Angerbachs. Sie beenden damit die Deichschutz-Maßnahmen aus dem Vorjahr.
Mit schwerem Gerät sind die Wirtschaftsbetriebe (WBD) in diesen Tagen wieder am Ufer des Angerbachs unterwegs. Dort roden Arbeiter Büsche und Bäume neben dem Gewässer. Anwohner, die die Nähe des Flüsschens zur Erholung nutzen, sind entsetzt. Dabei setzen die WBD bloß ihre Arbeit aus dem vergangenen Winter fort.
„Alles ist ratzekahl“, empört sich Werner Weidenmüller. Er wohnt an der Kaiserswerther Straße und ist fassungslos, was er da in der Nähe seines Zuhauses sehen muss. Zwischen der Höhe der Albert-Schweitzer-Straße und der Grundschule sowie südlich des XXL-Sportcenters ragen nur noch kahle Stümpfe aus dem Boden.
Wirtschaftsbetriebe Duisburg führen Deichschutz-Arbeiten aus dem Vorjahr fort
Ein Novum ist das Tun der Wirtschaftsbetriebe jedoch nicht: Bereits vor einem Jahr schnitten sie dort Bäume und Büsche zurecht – aus Gründen des Hochwasserschutzes. Zwischenzeitlich mussten sie die vorgeschriebenen Schonfristen beachten. Zwischen März und September nisten für gewöhnlich viele Vogelarten in Sträuchern und liegen gebliebenem Holz, weswegen Sägen und anderes Arbeitsgerät ruhen müssen.
„Wir haben deswegen noch im Februar die letzten Bäume auf der Huckinger Seite gefällt. Auf der linken Seite wurden auf der wasserseitigen Böschung die im vergangenen Jahr gefällten Bäume entfernt, außerdem haben die Mitarbeiter die Hecken und Sträucher gerodet“, sagt WBD-Sprecher Volker Lange. Auch südlich des XXL-Sportcenters bis zur Straße „Am Grünen Hang“ wurden in Ufernähe Bäume gefällt und Büsche gerodet – eine Strecke von jeweils mehreren hundert Metern.
Arbeiten nach Beginn der Schonzeit, aber in Absprache mit dem Umweltamt
Doch Werner Weidenmüller beobachtete noch im März Arbeiter entlang des Ufers – also während der Schonzeit. „Alle Arbeiten finden in enger Absprache mit dem Umweltamt statt. Angesichts der Dringlichkeit der Arbeiten haben wir die Genehmigung erhalten, auch Anfang März noch Fäll- und Rodungsarbeiten durchzuführen“, bekräftigt Lange. Die Experten hätten zuvor überprüft, ob bereits Vögel in den gefällten Hölzern nisteten, was nicht der Fall gewesen sei.
„Die Arbeiten abzuschließen war aufgrund des Hochwassers, des Schnees und des Tauwetters nicht früher möglich, da ein Befahren der Böschungen unmöglich war und diese beschädigt worden wären“, sagt er. „Aktuell finden nur noch Aufräumarbeiten statt. Auch hierfür werden natürlich Bagger und Großgeräte benötigt.“ Bis zum Ende der Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
NRW-Deichschutzverordnung schreibt vegetationsfreie Deiche vor
Notwendig machten die Arbeiten die Deichschutzverordnung des Landes NRW. „Die Bäume, die auf dem Deich stehen, verhindern den Abfluss der Anger im Hochwasserfall und können für die Standsicherheit des Deichs ein Gefahrenpotenzial darstellen. Insofern ist es rechtmäßig und auch notwendig, die Bäume zu entfernen“, hatte Lange im vergangenen Jahr erklärt.
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Lange nahmen Experten an, Bäume würden Deichen zusätzliche Stabilität verleihen. Jedoch: Das Gegenteil ist der Fall. Wenn sie umstürzen, können sie mit ihren Wurzeln große Löcher in den Schutzwall reißen und ihn undicht werden lassen.
Werner Weidenmüller lebt schon lange in Huckingen: „In all den Jahren hat der Angerbach kein Hochwasser geführt“, sagt er.
>>>DEICH DARF NICHT BEPFLANZT WERDEN
- Die neue Deichschutzverordnung des Regierungsbezirks Düsseldorf gilt seit dem 1. September 2020.
- Sie verbietet das Bepflanzen von Sträuchern und Bäumen auf Deichen und Hochwasserschutzanlagen.
- Von einer Entfernung der Bepflanzung steht in der Verordnung allerdings nichts. Laut WBD-Sprecher Volker Lange lasse sich diese aber so interpretieren, dass der Bestand gerodet werden muss.