Duisburg-Buchholz. Martina Weber sagt: In Duisburg-Süd jagen auffallend viele Elstern Jungvögel. Wie der Nabu ihre Beobachtung und das Verhalten der Vögel bewertet.

Es sind tierische Dramen, die Martina Weber derzeit an mehreren Stellen im Duisburger Süden beobachtet. Ganze Schwärme von Elstern machten Jagd auf Meisen, Amseln und andere kleinere Vögel, berichtet sie. Die Tierfreundin versuche ihr Bestes, die Räuber zu vertreiben, sei gegen ihre Zahl aber machtlos.

Erstmals habe sie das Geschehen in Buchholz verfolgt, wo sie wohnt. „Es fing damit an, dass ich auf dem Balkon mitbekam, wie sie sich einzelne Vögel in der Wolle hatten. Da saß eine kleine Meise in einem Baum inmitten einem Schwarm von Elstern und fiel schließlich herunter. Erst dachte ich, dass das Zufall sei, aber dann habe ich das häufiger beobachtet“, schildert sie.

Auch in anderen Duisburger Stadtteilen machen die Elstern Jagd auf Beutevögel

Die Elstern flögen gezielt die Nester kleinerer Vögel an, neben Meisen auch Amseln. „Die haben es auf die Brut abgesehen“, glaubt Weber. „Es kommen immer mehrere Dutzend Elstern herbei, davon plündern drei bis vier ein Nest und töten kleinere Vögel. Ich habe nicht gewusst und geglaubt, dass Elstern Raubvögel sind, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie nur für ihre eigene Brut jagen.“

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Auch in Huckingen, in Wanheimerort und Großenbaum habe sie ein ähnliches Geschehen beobachtet. Vor zwei Jahren habe sie noch regelmäßig am Morgen die Vögel zwitschern gehört. „Jetzt höre ich sie nur noch in ihrem Todeskampf. Wenn ich sie piepen und zwitschern höre, versuche ich mein Bestes, um die Elstern zu vertreiben, aber das klappt nicht immer“, sagt sie.

Amseln und Meisen sind nicht immer zu retten

Auch die Nester kleine Amseln werden von Elstern angeflogen.
Auch die Nester kleine Amseln werden von Elstern angeflogen. © WAZ FotoPool | Jörg Schimmel

Einmal fand sie eine kleine Amsel – lebend, aber unter Schock. Vorsichtig nahm sie das Tier auf, legte es in einen offenen Karton auf dem Balkon. „Ich habe abgewartet, dass sich der Vogel beruhigt. Am nächsten Morgen war er tatsächlich verschwunden.“

Jürgen Hinke, Vorsitzender des Naturschutzbunds NABU in Duisburg, sieht die Situation gelassen. „Elstern sind genauso gut oder böse wie andere Vögel auch – sie haben lediglich einen schlechten Ruf“, sagt er. Webers Beobachtungen will er nicht recht glauben. „Zum Spaß machen die Elstern das auf keinen Fall, die versorgen auch nur ihre Brut. Wie alle Vögel sind sie Opportunisten, das heißt, sie fressen das, was für sie am leichtesten zu kriegen ist“, sagt er.

Vogelexperte des NABU: Elstern verhalten sich normal

Da in vielen Gärten kaum mehr Sträucher oder Bäume wüchsen, könnten Amseln und Meisen ihre Nester nicht mehr so gut verstecken und seien für Elstern leichter zu finden. Das alles liege aber im Gleichgewicht der Natur. „Amseln etwa brüten mehrere Male im Jahr und brauchen Feinde, damit ihre Population nicht zu groß wird. So sind Elstern – die im Übrigen auch natürliche Feinde wie Krähen haben – nur Teil der natürlichen Auslese“, sagt er und ist überzeugt: „Das gleicht sich alles aus.“

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