Duisburg-Ehingen. Zwei von drei Seen eines alten Rheinarms in Mündelheim sind ausgetrocknet, massenhaft Fische sind verendet. Der Grund: eine ausgefallene Pumpe.
Seit langem schon steht die Rheinaue Ehingen unter Naturschutz. Sie ist Heimat zahlreicher Pflanzen, Fische und Wasservögel. Auch der Altarm des Stroms, der sich zu drei aneinanderliegenden Seen zurückgebildet hat, ist normalerweise ein lebendiges Biotop. Doch der Zustand der Seen gibt aktuell ein erschreckendes Bild ab: Zwei von drei Gewässern sind ausgetrocknet, im Restwasser treiben tote Fische.
Aufgedeckt hat den Zustand der Seen der Sohn von Jens-Christian Deck, der nur wenige hundert Meter entfernt im Ort lebt. Den Altarm kennt er seit seiner Kindheit. „Ich bin mit den Seen aufgewachsen. Da waren wir als Kinder drin schwimmen und haben Stege gebaut“, erinnert er sich. „Das ist eigentlich sehr schöne Natur. Jetzt ist das ein Jammer.“
Tote Fische im Wasser und Grasbewuchs auf der einstigen Seefläche
Deck sorgt sich um den Bestand der Natur im und am Wasser. „Hier leben zahllose Kormorane, Enten und Graureiher. Denen wird die Lebensgrundlage entzogen“, sagt er. „Dazu die toten Fische im Wasser – ich wundere mich, dass das bisher niemandem aufgefallen ist.“
Während die Fläche des mittleren Sees an eine ausgedörrte Landschaft in der afrikanischen Savanne erinnert, ist der Grund des vorderen und kleinsten Sees längst mit hohem Gras bewachsen. „Das nutzt irgendein Bauer sicher bald als Weidefläche“, vermutet er.
Gelände gehört Wasserwerks-Gesellschaft
Das Gelände rund um die Teiche gehört den Rheinisch-Westfälischen Wasserwerken (RWW), die in Mündelheim eine Pumpstation betreiben. Bei den Gewässern handele es sich um Flutungsmulden, die durch Niederschläge oder Rheinhochwasser gespeist würden, sagt RWW-Pressesprecher Ramon Steggink.
„Seit langer Zeit werden die Teiche zusätzlich von unserem Wasserwerk aus mit Wasser befüllt. Das geschieht bei niedrigen Wasserständen über eine fest verbaute Pumpe“, sagt er. Die Seen füllten sich nacheinander: Ist der erste voll, läuft das Wasser auf den nächsten über, anschließend auf den dritten. „Die Befüllung beginnt mit dem Teich auf Höhe unseres Wasserwerks.“
Grund für die Trockenlegung: Eine Pumpe ist ausgefallen
Jedoch sei die Pumpe seit einiger Zeit defekt. Wie lang genau, beantwortet Steggink auf Nachfrage mit „einige Wochen“ – immerhin lang genug, dass in dem kleinen See, der am weitesten von der Station weg liegt, hohes Gras wachsen konnte. „Aufgrund des Defekts haben wir übergangsweise zwei provisorische Einspeisungen vorgenommen: eine von einer bestehenden Rohrleitung mittels Schlauchverbindung und eine über eine zusätzliche Tauchpumpe. Die Befüllung lief fortwährend, allerdings in der Hitzephase nicht immer ausreichend in benötigter Menge“, so der Pressesprecher.
Das Unternehmen habe sich bereits um einen Ersatz bemüht. Seit vergangenen Montag sorgt eine neue Pumpe für frisches Wasser in die Teiche. Die toten Fische würden bald entfernt werden, die Ansiedlung neuer Tiere wolle man dem nächsten Rheinhochwasser überlassen. Ein Wort des Bedauerns über die vorübergehende Beeinträchtigung des Naturschutzgebiets verliert Steggink indes nicht.
Dass Austrocknen eines unter Naturschutz stehenden Gewässers ist nicht verboten
Konsequenzen müsse die RWW ohnehin nicht fürchten, sagt Stadtsprecher Falko Firlus: „Das Austrocknen der Gewässer stellt in vorliegendem Fall keinen Verstoß gegen geltende Regelungen dar, da hier nicht bewusst Wasser oberflächlich abgepumpt worden ist. Infolgedessen kann es dann auch zu einem Fischsterben kommen. Gerade in einem Naturschutzgebiet sollte der Natur jedoch auch der entsprechende Raum eingeräumt werden, damit sich das dortige Ökosystem weiterentwickeln kann.“