Duisburg-Süd. Silke Seipp aus Duisburg ist Intensivkrankenschwester, ihr Mann Anästhesiepfleger. Beide sind „Schlüsselpersonen“. Und Eltern zweier Jungs.
Wie in vielen anderen Familien auch herrscht bei den Seipps aktuell Ausnahmezustand. Mutter Silke Seipp ist Intensivkrankenschwester im Malteser Krankenhaus St. Johannes-Stift in Homberg und ihr Mann Enrico Anästhesiepfleger im Marienkrankenhaus in Ratingen. Die Möglichkeit zum Home Office gibt es für die Eltern zweier Söhne (zehn und elf Jahre) also nicht.
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Es ist kurz nach halb acht, als Silke Seipp Anfang der Woche nach ihrer Nachtschicht in die Grundschule Am Knappert in Duisburg-Rahm kommt, um die Wochenaufgabe für ihren zehnjährigen Sohn abzuholen. Zu diesem Zeitpunkt ist es ihr schon klar, dass es schwer werden wird, den täglichen Schulbetrieb im heimischen Wohnzimmer durchzuführen. „Wenn ich morgens gegen sieben von der Arbeit komme, gehe ich erst einmal schlafen, dann koche ich Mittagessen und dann gehen wir zusammen mit dem Hund raus. Dann ist es 16 Uhr und ich hatte sicher noch keine Zeit, um mich um die Schulaufgaben zu kümmern.“
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Das Betreuungsangebot der Schulen haben die Seipps dennoch nicht angenommen. Für den Viertklässler hätte es sonst bedeutet, mindestens drei Stunden alleine in einem Klassenraum zu sitzen. „Es dürfen nur Geschwisterkinder zusammen in einen Raum. Die könnten sich da also noch nicht einmal unterhalten.“ Sein elfjähriger Bruder wäre am Hildegardis-Gymnasium in Stadtmitte nur einer von zwei Kindern in der Betreuung gewesen, müsste zusätzlich mit der S-Bahn hin- und wieder zurückfahren. „Da lasse ich die beiden lieber zusammen Zuhause. Auch ohne Aufsicht“, sagt Silke Seipp. Dennoch, optimal ist das nicht. „Mein Mann kommt erst gegen Abend nach Hause, da muss ich meist auch schon wieder los.“ Für die Kontrolle der Schulaufgaben bleibt zwischendurch irgendwie noch Zeit, für Fragen steht aber während der angedachten „Schulzeit“ keiner zur Verfügung. „Klar, dass da eher mal der Fernseher läuft, als dass sie sich mit den Schulfragen auseinandersetzen“, sagt die zweifache Mutter.
Kinder machen sich Sorgen
Neben der heimischen Organisation ist die berufliche Belastung aktuell groß. „Wir warten eigentlich täglich darauf, dass die Auswirkungen des Coronavirus auch bei uns auf der Intensivstation zu spüren sind“, sagt Silke Seipp. „Im Moment beatmen wir nur die Influenza-Patienten. In einer Woche ist Corona bestimmt auch hier angekommen.“ In dieser Situation das Berufliche nicht auch noch mit nach Hause in die Familie zu nehmen, ist schwer. „Mein jüngerer Sohn macht sich richtig Sorgen um uns. Er fragt immer, warum ausgerechnet beide im Krankenhaus arbeiten müssen. Zumal er durch die Medien und auch von uns mitbekommt, wie die Situation in Sachen Hygiene, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel aktuell aussieht“, sagt Silke Seipp.
Nach fünf Tagen Dienst freut sich die Familie über ein paar freie Tage, ehe der Nachtdienst für Silke Seipp oder die nächste 24-Stunden-Schicht für Enrico Seipp wieder beginnt. „In der Zeit verbringen wir nahezu jede Minute miteinander, gehen mit dem Hund spazieren, joggen oder beschäftigen uns zuhause – dann wohl oder übel auch mit den Schulaufgaben.“