Duisburg-Serm. Die Pächterin der Sermer Schenke hat die Nase voll. In Serm sei sie nie akzeptiert worden. Es gab sogar Hassbotschaften an ihrer Kneipe.
Nach anderthalb Jahren steht Serm wieder ohne Kneipe da: Pächterin Helga Jank hat die Nase voll, sie ist pleite und frustriert. Bereits Ende März schloss sie die Gastwirtschaft des Landgasthofs Schenke, zum 30. Juni beendet sie auch den Betrieb des dazugehörigen Hotels.
Unbekannte hängten ein Schild auf: „Fluch von Serm“
Besonders ärgert sie sich über die Bürger Serms, die sie beleidigt und eingeschüchtert hätten. Der Tiefpunkt war ein Schild mit der Aufschrift „Fluch von Serm“, das an ihrem Schaukasten hing. „Ich habe viel Arbeit in die Sanierung des Hotels gesteckt, Duschkabinen gekauft und die Bäder frisch gemacht. Dazu musste ich den Bestand an Tellern und Besteck erneuern. Dabei stand im Pachtvertrag, dass ich ein betriebsfertiges Hotel bekommen würde“, klagt sie. Das Geld für die Renovierungen habe sie bis heute nicht zurück erhalten.
Auch wenn sie keine Vorerfahrung als Gastronomin und Hotelier hatte, ging Jank frohen Mutes zu Werke. „Aber die Gäste blieben aus, ich bin hier nie akzeptiert worden. In den sozialen Medien wiederum wurde viel Negatives über mich geschrieben, und das von Leuten, die nie bei mir waren.“ Einmal wurde sie von einem Gast in der Schenke beleidigt. „Ein Bekannter hat sich dann entschuldigt – aber beim Eigentümer, nicht bei mir“, beschwert sich die 61-jährige.
Beim Hotel lief es zwar besser: die Gäste kamen in die Drei-Sterne-Loge, gaben gute Bewertungen ab. Nur die Sermer kamen laut Jank selten in die Schenke.
Ex-Pächterin: „Der Stadtteil ist es nicht wert, sich hier zu engagieren“
„Im Gegenteil: Die Leute haben mir öfter Polizei und Ordnungsamt vorbeigeschickt. Aber soll ich hier eine Hochzeit stattfinden lassen und um 22 Uhr die Musik auf Zimmerlautstärke stellen?“, meint sie. „Auch den Biergarten konnte ich nicht nutzen, dafür gab es keine Genehmigung. Nicht mal Bänke für meine Hotelgäste durfte ich rausstellen“, sagt Jank und resümiert: „Der Stadtteil ist es nicht wert, sich hier zu engagieren.“
Der Bürgerverein hofft auf einen neuen Pächter
Rainer Kreh, Vorsitzender des Bürgervereins, bedauert ihre Entscheidung. „Das ist wirklich sehr schade, jetzt haben wir nur noch den Chinesen in Serm, zu dem wir gehen können“, sagt er. „Wir als Bürgerverein haben dort oft unsere Versammlungen abgehalten und der Schützenverein ist bei der Schenke zum Patronat angetreten. Nun müssen wir vielleicht ins Gemeindezentrum gehen.“ Er sei gerne in Janks Gaststätte gegangen. „Ich kann persönlich nichts Negatives sagen. Da gab es aber auch Situationen, in denen wir uns als Bürgerverein angekündigt haben und ein paar Tage vorher sagt Frau Jank uns ab. Wenn man weiß, dass eine größere Gesellschaft kommt, muss man auch genügend Personal da haben“, findet Kreh.
Was zwischen Jank und den Nachbarn vorgefallen ist, weiß auch er nicht, aber „grundlos hat der auch nicht die Konfrontation gesucht. Dass Frau Jank von den Sermern geschasst wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Da gehören immer zwei dazu“, sagt er. Er hofft, dass die Schenke bald wieder öffnet. „Auch wenn es heute schwierig ist, jemanden zu finden.“