Ein neuer Vogelbauer erfreut die Schützen in Duisburg-Mündelheim. Jens Auksoris lernte vom Altmeister, doch seine Vögel sind grün statt blau.

Mündelheim. Erst die Flügel, dann der Kopf, zum Schluss der Rumpf: Wer den letzten Schuss abgibt, ist der neue Schützenkönig . Das ist – theoretisch – auch in Mündelheim so. Doch wer steuert eigentlich die vier Holzvögel bei, auf die traditionell geschossen wird? In diesem Jahr übernahm das erstmals Jens Auksoris. Zum Schützenwesen kam der 56-jährige vor fünf Jahren durch seine neue Frau Sigrid Brück, die schon etliche Jahre in der Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaft aktiv ist. Ihre Tochter Katharina war 2012 die zweite Frau, die dem Königsvogel den Garaus machte.

Nachdem sein Vorgänger Jürgen Bauer die ehrenvolle Aufgabe des Vogelbauens nach 15 Jahre abgegeben hatte, kam man schnell auf Auksoris zu. Der gelernte Schreiner ließ sich vorigen Sommer die Schablonen und Pläne für die Schützenvögel geben, um den Herbst und Winter über zur Tat schreiten zu können. „Jürgen Bauer hat mir genau erklärt, was ich machen muss“, sagt Auksoris. Deswegen sehen die neuen Vögel auch wie die alten aus – mit einem Unterschied: „Ich habe mich dazu entschieden, die Vögel grün zu bemalen, das ist quasi meine Handschrift“, sagt Auksoris. Stieftochter Katharina habe ihn dazu ermutigt, von blau zu grün zu wechseln. „Das sind ja die Farben unseres Schützenvereins. Das kam bei den Leuten auch sehr gut an.“ So bemalte er die Flügel der Königsvögel in zwei unterschiedlichen Grüntönen.

40 Stunden Arbeitszeit pro Vogel

„Pro Vogel beträgt die Arbeitszeit etwa 40 Stunden“, sagt der passionierte Handwerker. „Ich habe eine Schreinerei im Keller, da mache ich das. Ich benutze auch eine alte Hobelbank, da hat schon mein Uropa dran gearbeitet“, erzählt Auksoris. Für die Vögel benutzt er Tannen- oder Fichtenholz. Im Wortsinne „astrein“ muss es sein, ohne Äste, „sonst könnten die Geschosse zurückfliegen. Das prüfen die Schießmeister vorher“, sagt er. Nach und nach fügt er die Komponenten der Vögel zusammen. „So eine Figur besteht ja aus vier Teilen: dem Rumpf, dem Kopf und zwei Flügeln. Ich baue sie auch ganz traditionell, mit Schlitzen und Zapfen.“

Ob es ihm nicht wehtue, dass seine Werke am Schießstand zerlegt werden? „Schon beim Kauf des Holzes“, sagt Auksoris. „Ich denke mir schon, wie schade das ist. Die Vögel baue ich in Ruhe und mit viel Liebe“, sagt er. „Es ist ein Genuss, sie zu bauen. Etwas Besonderes und auch eine kleine Ehre“, findet der 56-jährige. So ganz verschwinden seine Vögel ja auch nicht. „Es ist ja nicht so, dass nichts von ihnen übrig bleibt. Beim Schießen fallen oft größere Stücke herab, die nehmen sich die Leute dann als Souvenir mit nach Hause. So bleiben die Vögel erhalten“, meint er.

Baubeginn im Herbst

Nach dem Schützenfest ist vor dem Schützenfest: Im August will Jens Auksoris wieder Holz besorgen, im Winter sitzt er dann in seinem Schreinerkeller an der Hobelbank seines Uropas und schraubt die Vögel für das nächste Schützenfest zusammen, an Pfingsten, wenn es wieder warm ist und die grünen Blätter die Kälte des Winters vergessen machen.

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Mündelheimer Schützenfest endet ohne König

Im Grunde hätte sich Jens Auksoris die Mühe sparen können: In ihrer über 300-jährigen Geschichte steht die St. Sebastianus-schützenbruderschaft Mündelheim 2019 erstmals ohne Schützenkönig da.

Die Anwärter schossen auf die Flügel, den Kopf und den Rumpf: Doch den Königsschuss, den wollte keiner abgeben.

Die Mündelheimer Schützen nehmen’s gelassen, haben sie doch immerhin eine würdige Prinzessin gefunden: Sie heißt Kristina Velinova.

Die ganze Geschichte lesen Sie in der morgigen Ausgabe dieser Zeitung.