Drei Familien an der Krokusstraße hat der Bau ihres Eigenheims an den Rand des Ruins gebracht

Was sie in den letzten Monaten an Ärger und Ängsten durchgestanden haben, das wünschen die Bauherren an der Krokusstraße ihren ärgsten Feinden nicht. Mit einer Ausnahme: der Chef der beiden Pleite-Firmen Centaplan AG und HT Bauübernehmung GmbH. Ihn machen sie dafür verantwortlich, dass er sie beinahe in den finanziellen Ruin getrieben hat. Und ob der Ruin sie nicht doch noch treffen wird, die Frage stellen sie sich jeden Tag neu.

Menschlich ist vor allem Sabine Nadolny vom Centaplan-Chef enttäuscht. Sie hatte ihn Anfang der 90er Jahre in Leipzig kennengelernt, wo beide nach der „Wende” ihr berufliches Glück versuchten. Bei dem Bau-Unternehmer schlug das offenbar fehl. Denn laut Auskunft des Amtsgerichts Leipzig ist eines der damals eingeleiteten drei Insolvenzverfahren über Firmen, mit denen er zu tun hatte, bis heute nicht abgeschlossen.

Und im Strafregister findet sich laut Auskunft der Leipziger Staatsanwaltschaft noch immer eine Vorstrafe, von der allerdings nicht der Centaplan-Chef selbst, sondern ein bis zuletzt enger Mitstreiter betroffen ist: wegen fahrlässigen Bankrotts, vorsätzlicher Verletzung der Konkursanzeigepflicht sowie Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt.

"Das Schlimmste aber war die nervliche Belastung"

Davon freilich wusste Sabine Nadolny nichts, als sie sich zusammen mit Ehemann Holger im Sommer 2007 entschloss, in Wanheim zu bauen. Am 13. Oktober 2007 begann der Bau ihres Reihenhauses. Nach neun Monaten hätte es fertig sein sollen, also im August 2008. Bauverzögerungen durch angeblichen Zahlungsverzug, gab es hier keine. Und auch Schlechtwetter, sagt sie, könne allenfalls ein paar Tage Verzug gebracht haben. Tatsache jedenfalls ist, dass Nadolny und ihre Familie das Haus erst am 24. Oktober bezogen haben – 14 Monate später.

Und das kommt sie teuer zu stehen. Auf allein 20 000 Euro beziffert sie die Mehrkosten dafür, dass sie über ein Jahr lang parallel noch Miete zahlen und gleichzeitig die Darlehen für ihr Haus schon bedienen musste. Nadolny hatte sich den Centaplan-Verkaufsprofis dazu überreden lassen, ein 280 000-Euro- Haus nahezu ohne Eigenkapital zu bauen. Dann war die Heizungsanlage halb fertig. Auch dafür mussten 25 000 Euro zugeschossen werden. Jedenfalls liegt die monatliche Belastung ihrer Familie heute um rund 420 Euro höher als ursprünglich kalkuliert. Am Ende hätte sie wegen fehlender 3 000 Euro beinahe Privatinsolvenz anmelden müssen, ehe die Bank doch noch einsah, dass sie von einer Zwangsversteigerung kaum Vorteile haben würde.

„Das Schlimmste aber”, sagt die Außendienstlerin heute, „war die nervliche Belastung.” Schlaflose Nächte, Vorwürfe zwischen den Eheleuten, Zukunftsängste, anstrengende zusätzliche Verhandlungen mit Handwerkern und Banken, berufliche Ausfallzeiten und – damit verbunden – Sorgen um den Job. „Für mich wäre es eine Genugtuung, seine Familie genauso leiden zu sehen, wie wir gelitten haben”, sagt sie verbittert. „Wir hätten eher reagieren sollen, auch wenn das die Insolvenz der HT Bauübernehmung GmbH beschleunigt hätte”, sagt Sabine Nadolny heute. Immerhin sechs Monate Zeitverzug hätte man sich womöglich erspart. „Nachher ist man immer schlauer”, ergänzt Nachbar Holger Mangliers. Immerhin ist der Zusammenhalt der drei gleich betroffenen Nachbarn heute eng – wenigstens ein positiver Effekt des Bauskandals. Im August haben alle drei Familien den Firmenchef von Centaplan wegen Betrugs angezeigt. „Wir haben bis heute nichts gehört”, wundern sie sich und haben fast schon die Hoffnung aufgegeben, dass ihnen wenigstens auf diesem Weg enstsprechende Genugtuung widerfahren wird.

40 000 Euro mussten nachfinanziert werden

Drei Bauherren liegen an der Krokusstraße im Clinch mit dem Bauträger Centplan. Foto vom 17.10.2008 in Duisburg Foto: Mike Röser
Drei Bauherren liegen an der Krokusstraße im Clinch mit dem Bauträger Centplan. Foto vom 17.10.2008 in Duisburg Foto: Mike Röser © WAZ

Glück im Unglück hatten die Eheleute Astrid und Holger Mangliers, die nach ähnlicher Vorgeschichte ins Nachbarhaus eingezogen sind. Bei ihnen stellte sich überraschend eine Erbschaft ein. „Sonst hätte nachfinanziert werden müssen”, sagt der Familienvater. Für Außenanlagen (7 500 Euro) und Garage (10 000 Euro) fehlt ihnen jetzt, wie ihren Nachbarn, trotzdem das Geld. Und von der Erbschaft hätten sie sich gerne andere Träume erfüllt.

Um das Nachfinanzieren kam Familie Mahmutowic nicht herum. Ein um 40 000 Euro aufgestocktes Darlehen erhöhte ihre monatliche Belastung von 1 100 Euro auf 1 300 Euro. „Wir wissen nicht, ob wir es auf Dauer schaffen werden”, sagt Peggy Mahmutowic.