Duisburg-Buchholz. Ein schwerer Unfall kann Menschen aus der Bahn werfen. Psychologin Laura Janßen versucht Patienten dabei zu helfen, ihre Ängste zu überwinden.

. Ein schwerer Unfall verletzt nicht nur den Körper. Er kann auch die Seele erschüttern. Mancher Patient wird aus der Bahn geworfen. Erst recht, wenn er als Folge des Unfalls gelähmt ist. Laura Janßen ist eine von fünf Psychologen in der Klinik für Neurologie und Psychotraumatologie im BG Klinikum, die sich darum kümmert, dass Schwerverletzte ihre Ängste und Sorgen besser verarbeiten.

Erst in den letzten Jahrzehnten hat man begonnen, genauer auf die psychische Seite des Patienten zu schauen. Dabei ist ein Zusammenhang zwischen Körper und Seele unbestritten. „Ein Heilungsprozess läuft besser, wenn ein Mensch psychisch stabil ist“, so die Psychologin.

„Die Patienten sollen auch trauern dürfen, ihre Wut rauslassen“

Wenn Laura Janßen die Patienten, die mobil sind, in ihrem freundlich eingerichteten Sprechzimmer empfängt, trägt sie Jeans und Sweat-Shirt, keinen weißen Kittel: „Ich bin ja keine Ärztin“. Sie hat Psychologie studiert.

Haben Ärzte im BG-Klinikum den Eindruck, dass es einem Patienten psychisch schlecht geht, wird die Psychologin hinzugezogen. Zuhören, beruhigen, Mut machen, darin besteht ihre Arbeit. „Die Patienten sollen auch trauern dürfen, ihre Wut rauslassen“, sagt Laura Janßen. Für die meisten ist es leichter, diese Gefühle, die Wut über ihr Schicksal oder die Verzweiflung, gegenüber einer neutralen Person zu äußern. Leichter als im Gespräch mit einem engen Angehörigen, auf den sie womöglich Rücksicht nehmen wollen.

Plötzlich ist alles anders: Die Angst vor der Zukunft

Die Patienten reden sich ihren Schmerz von der Seele. „Das erleichtert die Menschen“, so Janßen. Wenn die Gedanken ständig um den Unfall kreisen, die Menschen nicht wissen, wie ihr Leben weitergehen soll und sie nachts nicht mehr schlafen können, ist das eine enorme Belastung. Unterstützend bietet Janßen manchmal Entspannungsübungen an. Oder sie zieht Neurologen hinzu, die Psychopharma verschreiben können, was sie als Psychologin nicht darf.

Es kommt vor, dass Unfallopfer mit heftigen posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen haben. Sie erleben den schrecklichen Unfall immer wieder aufs Neue – ein Albtraum, der ohne Ankündigung über sie hereinbricht.

Einige sind auch suizidgefährdet. Sie werden dann in eine Psychiatrie überwiesen, wenn ihr körperlicher Zustand dies zulässt oder andernfalls auf die Intensivstation verlegt, wo sie überwacht werden können.

Manchmal reichen wenige Gespräche. Andere Patienten, die zum Beispiel eine Querschnittslähmung verkraften müssen, betreut die Psychologin etliche Monate.

Den Blick auf das Positive lenken

Laura Janßen versucht, einen Blick für das Positive zu entwickeln. Die Psychologin lenkt den Blick auf die Fortschritte. Darauf, dass der Kranke vor zwei Wochen ausschließlich flach im Bett liegen konnte,und jetzt schon wieder sitzen kann. Besonders die Zeit, in der es scheinbar keine oder nur geringe Fortschritte gibt, kann sehr quälend sein. Und natürlich die Gedanken an die ungewisse Zukunft. Wie soll es weitergehen nach dem Krankenhaus?

Die Menschen, sagt Laura Janßen, wollen ihr altes Leben zurück. Das gehe nicht so schnell, manchmal auch gar nicht. Die Psychologin versucht Perspektiven zu entwickeln, den Patienten zu versichern, dass sie Hilfe bekommen, nicht allein da stehen in der Zeit nach der Klinik. Oft schließt sich eine Reha an. Bevor eine solche Reha beginnt, ist es wichtig, dass die Patienten psychisch stabil sind. „Sonst macht das keinen Sinn“, so Janßen. Körper und Seele gehören eben zusammen.