Duisburg-Grossenbaum. Kabarettist Serhat Dogan spürte im Gleis 3 den Unterschieden deutscher und türkischer Kultur nach – und das mit überraschenden Einsichten.

Warum ist die Banane krumm? Wenn es einen gravierenden Kulturunterschied zwischen Bio-Deutschen und Osmanen gibt, dann liegt er vermutlich in der Art der Antwort auf diese und andere existenzielle Fragen. „Frag nicht so blöd“, antworten die einen. Die anderen erklären ihrem Zögling pädagogisch wertvoll die Auswirkungen von Sonne und Schwerkraft auf die Bananenkrümmung. „Darum haben Türken viel Sex und Deutsche den Nobelpreis.“

Kabarettist Serhat Dogan ist keinesfalls auf den Mund gefallen – wenn auch manche Gags und das Timing am Donnerstagabend im kleinen, aber feinen Gleis 3 gelegentlich an der harten deutschen Aussprache und Fallgrammatik scheiterten. Den in Köln geborenen Comedian hat es mit sechs Jahren nach Izmir verschlagen. So mischt sich ins wieder erlernte Deutsch ein hörbar rheinischer Einschlag. Der bis auf den letzten Platz besetzte Saal hatte angesichts vieler guter Nummern zurecht ein Nachsehen.

Pipi in den Augen? Kein Gefühl, sondern eine Krankheit

Die Kulturgrenzgänge des Heimgekehrten spüren im Trivialen oft eine unerwartete Komik auf: „In der Türkei geht man raus, wenn man in die Sonne will, in Deutschland geht man rein ins Sonnenstudio.“ Und nicht selten liefern die Beobachtungen echtes Gold zutage, wenn es etwa um die geballte wie berüchtigte teutonische Emotionalität geht, „sagen viele Deutsche: ,Ich hab’ Pipi in den Augen’. Das ist doch keine Emotion, das ist eine schlimme Krankheit!“, erwidert der osmanische Rheinländer kopfschüttelnd.

Und nicht minder verwirrt stöbert der Kabarettist im deutschen Liedgut der Denker und offenbar nicht ganz Dichten herum: „Du, du hast, du hast mich, du hast mich gefragt – und ich hab nichts gesagt.“ Ob Rammsteins missverstandene Ode an den deutschen Satzbau ihm beim Verständnis der deutschen Seele weiterhilft? Auch Matthias Reims „Verdammt, ich lieb dich“ und Klaus Lagerfelds „1000 Mal berührt“ treibt Dogan wohl eher zur berechtigten Sorge um die teutonische Libido: „1000 Mal ist nichts passiert – das kenne ich nur bei meiner Mutter.“

Gibt es Gemeinsamkeiten? Mehr als man denkt. Was die einen Ramadan nennen – tagsüber fasten und nachts den Bauch vollschlagen – heißt bei Deutschen schlicht „Brigittediät“, frotzelt Dogan und entschuldigt sich scheinheilig bei den Deutschen für Hitler: „Wir sind schuld am Nationalsozialismus, weil wir 1683 Wien nicht erobern konnten.“