Duisburg-Ungelsheim. . Reiner Wienkötter führt seit 49 Jahren den kleinen Schreibwarenladen Am Finkenacker. Jetzt beginnt der 79-Jährige mit dem Abverkauf seiner Waren.
Pünktlich um 8.30 Uhr schließt Reiner Wienkötter wie an jedem Wochentag seinen Schreibwarenladen Am Finkenacker in Ungelsheim auf. Bis um 12 Uhr verkauft er dort eine bunte Mischung aus Schreibwaren, Einlegesohlen, Deko- und Bastelartikeln, Batterien, Tortenspitzen, Glühbirnen, Konfetti und vielen anderen Dingen. Damit ist jedoch bald Schluss. Nach 49 Jahren beginnt der 79-Jährige am Montag mit dem Abverkauf seiner Waren.
Die Rabattaktion hat der Einzelhändler bereits vorbereitet. „Jetzt muss ich nur noch die Preise verteilen“, sagt Wienkötter. Nachbestellt wird nichts mehr. „Was weg ist, ist weg. Und wer zu spät kommt, hat eben Pech gehabt“, sagt er in seiner allen Kunden bekannten, leicht kodderigen Art. „Die meisten warten schon auf einen Spruch von mir, wenn sie reinkommen“, sagt Wienkötter. „Das gehört hier einfach dazu.“
Zeitungen gibt es schon nicht mehr
Die Hälfte seiner Kundschaft kennt Reiner Wienkötter mit Namen, die andere Hälfte nur vom Sehen. Er weiß, wer welche Zigaretten raucht und welche Zeitung gelesen wird. „Wenn hier mal jemand rein kommt, den ich noch nicht gesehen habe, dann ist das schon etwas Besonderes.“
Das ist auch ein Grund, warum Reiner Wienkötter das Ende seines kleinen Ladens eingeläutet hat. „Ungelsheim ist alt. Ganz einfach. Es gibt hier keine Schüler, die Hefte oder Patronen brauchen. Die englische Schule besorgt alles für ihre Schüler“, weiß er. „Und ansonsten werden hier Geburtstagskarten oder Batterien gekauft. Das rentiert sich alles einfach nicht mehr.“ Seit Anfang der Woche verkauft Reiner Wienkötter schon keine Zeitungen und Zeitschriften mehr. „Das übernimmt vielleicht bald die Post gegenüber“, sagt der Sermer, dem schon seit Jahren unterstellt wird, dass er seinen Laden schließt. „Einmal wollte ich nur das Schaufenster umdekorieren, da ging durch ganz Ungelsheim, dass ich das Geschäft dicht mache. Das hat mich schon geärgert.“
Gerne gibt Reiner Wienkötter seinen kleinen Laden nämlich nicht auf. Das merkt man dem fast 80-Jährigen sofort an. „Ist doch klar“, sagt er. „Ich habe hier mehr als die Hälfte meines Lebens verbracht. Da fragt man nicht, wie es danach weiter geht. Es muss halt einfach.“ Vielleicht wird er noch mehr Radfahren oder Schwimmen gehen – zwei Hobbys, die er gerne mit seiner Frau teilt. Etwas mehr Zeit für den Garten wird er haben, und seine angeschlagenen Knie will er schonen.
Eine Umstellung wird es auf jeden Fall für den 79-Jährigen werden. Vielleicht will er sich auch deswegen noch nicht hundertprozentig festlegen, an welchem Tag er denn nun wirklich zum letzten Mal hinter sich abschließen wird. „Das entscheide ich dann, wenn es soweit ist. Nächste Woche bin ich auf jeden Fall noch hier.“